Ich sitze mal wieder in meinem Lieblingscafé und schlürfe an meinem Latte Macchiato. Rechts neben mir sitzt eine junge Frau, die auch an ihrem Latte Macchiato schlürft. Sie hat ebenfalls einen Laptop vor sich stehen und scrollt herum, tippt irgendwelche Worte hinein. Im Moment gäbe es nichts Beruhigenderes für mich. Ich höre das Tastengeklimper und fühle ein wohliges Gefühl in meinem Kopf. Ich habe mich schon immer gefragt, warum die Anwesenheit mancher Menschen so eine angenehme Wirkung auf mich hat. Wahrscheinlich sitze ich deswegen so gerne in Cafés. Das wird mir so fehlen, wenn ich ab nächster Woche arbeite :'(
Ich wollte aber eigentlich über ein anderes Thema schreiben. Nämlich über die Frage des Gewöhnlich-Seins:
Bin ich 08/15 oder etwas Besonderes?
„08/15 ist eine gebräuchliche Redewendung für etwas ganz Gewöhnliches oder nichts Besonderes, Durchschnitt, Mittelmaß, ohne Sorgfalt bereitet oder nichts Erwähnenswertes.“
Wikipedia: „08/15 (Redewendung)“
Ein alter Freund von mir hat sich mal einen „Spaß“ erlaubt und in einer Whatsapp-Gruppe ein Bild geschickt, auf dem mehrere Produkte abgebildet waren, die ich besaß (auch einige die ich nicht besaß), mit dem ungefähren Titel „Produkte die ein 08/15 Fashion Blogger braucht“. Damit wollte er einerseits witzig sein, andererseits aber mich kritisieren (obwohl ich nicht mal einen Fashion Blog hatte aber egal ^^). Damals hat mich seine Kritik sehr aufgeregt, weil ich mir dachte: „Was geht es ihn an was ich mir kaufe und was nicht?? Hat er sich da einzumischen oder mich zu kritisieren? Selbst wenn ich jedem Trend hinterherlaufen würde, wäre es meine Sache und ich wäre deswegen kein blöderer Mensch.“ (Zum Thema „Kritik“ werde ich irgendwann einen extra Artikel schreiben, denn es ist diskutierenswert, inwieweit Kritik hilfreich ist, wo sie angebracht ist und wie man am besten mit Kritik umgehen sollte..) Ich bin jedenfalls nicht gut damit umgegangen, weil es mich wütend gemacht hat. Das ist ein perfektes Beispiel dafür, warum die Finding yourself-Übungen so wichtig sind.. denn durch die Übungen kann ich mir inzwischen erklären warum es mich wütend gemacht hat: Ich wollte nicht 08/15 sein und auch nicht als 08/15 angesehen werden. Allerdings war ich mir selbst unsicher darüber, ob ich vielleicht wirklich 08/15 bin und.. ehrlich gesagt habe ich mich für nichts Besonderes und sogar für langweilig gehalten (niedriger Selbstwert lässt grüßen). Diese Kombination tut keinem gut: Etwas nicht sein wollen, aber denken, es zu sein. Es eventuell auch zu einem gewissen Maß sein, aber es an sich ablehnen. Falls ihr mein Gedankenlabyrinth versteht.
Dann kam dieser Freund daher und bestätigte nur mein Selbstbild einer langweiligen, gewöhnlichen, wertlosen Frau. -.- Aber… (Überraschung Überraschung), ich bin gar nicht langweilig und gewöhnlich. Ja, manches an mir ist 08/15, beispielsweise: Ich habe eine Daniel Wellington Uhr, ein iphone, mag Kaffee und Katzen. Ich hatte im Winter diese dicken Winterschuhe (sowas wie UGG-Boots), habe eine Ray Ban-Sonnenbrille, IKEA-Bettwäsche, IKEA-Möbel.. Meine Katze heisst „Emma“, so wie ungefähr 90% der Mädchen neuerdings heissen ^^ Und ich werde auf meinem Blog eine Faaashion- und Lifestyyyle-Rubrik haben. Voooolll langweiligggg, macht doch jeeeeder.
Schubladendenken vs. Universumfinden
Eine lange Zeit wollte ich nicht so eingestuft werden. Aber wisst ihr was? Ich glaube inzwischen, dass das nicht mein Problem ist, sondern eher das Problem der jeweiligen Menschen, wenn sie mich in eine Schublade stecken, nur weil ich eine bestimmte Uhr und eine bestimmte Sonnenbrille trage und Mode mag. Steckt nicht vielvielviel mehr hinter einem Jeden als das Aussehen? Als ein paar Hobbies? In jedem Menschen ist ein ganzes Universum versteckt… Man muss sich nur die Zeit nehmen, es zu entdecken. Ich habe überlegt, ob ich vielleicht deswegen in der Vergangenheit Piercings hatte, meine Haare ständig umgefärbt habe (auch sehr bunte Farben) und nichtganzsogewöhnliche Klamotten getragen habe. Um irgendwie besonders zu sein. Weil ich das Besondere in mir nicht gefunden habe..
Warum wird 08/15 so oft kritisiert?
Und jetzt, endlich, nach 28 Jahren des mich-selbst-gewöhnlich-Findens… finde ich mich ein bisschen toll. Nicht immer aber immer öfter. Denn ich habe das Besondere an mir entdeckt und finde das Gewöhnliche an mir nicht mehr schlimm. Ich denke, jeder, wirklich jeder, ist zu einem bestimmten Teil 08/15. Und was stört uns überhaupt daran? Bei 7 Milliarden Menschen auf der Welt wäre es wohl sehr verwunderlich, wenn nur 10 davon an Mode interessiert wären. Und wieso sollte man sich, nur weil viele andere das Gleiche tun, von seinem Hobby abhalten lassen?? Würdest du aufhören zu lesen, nur weil es viele andere auch tun? Oder aufhören Schokolade zu essen, weil das jeder tut? Wieso sollte man dann also keinen Modeblog führen, wenn es einem doch Spaß macht?
Also auf der einen Seite verstehe ich 08/15-Kritik.. Jeder ist auf der Suche nach etwas Originellem, Kreativem, Inspirierendem.. Aber auf der anderen Seite finde ich nicht, dass das einem das Recht gibt, diejenigen runterzumachen, die etwas tun, das viele tun. Besonders auf Instagram ist mir dieses Kritisieren aufgefallen. Sobald etwas oft gepostet wird, wie z.B. Chiasamen, Essie-Nagellacke, rosa Schlafzimmer.. gibt es Leute, die darüber lästern.. Die sagen „schaut her, ich bin nicht so“.. Und ich verstehe nicht so ganz warum sie das tun. Habt ihr da eine Theorie? Es könnte natürlich sein, das etwas, das gehäuft vorkommt, einfach anfängt zu nerven.. Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass nicht nur aus diesem Grund kritisiert wird.. Vielleicht ist es den 08/15-Kritikern extrem wichtig, nicht zu der „gewöhnlichen Masse“ zu gehören und sich von dieser abzugrenzen? Aber wieso? Vielleicht weil sie nur dadurch das Gefühl bekommen, etwas Besonderes zu sein? Ich hoffe, niemand fühlt sich auf den Schlips getreten, denn das hier sind nur meine persönlichen Gedanken und Theorien.. Die überhaupt nicht zutreffen müssen oder evtl. nur bei einigen Menschen zutreffen.
Als ich gerade „0815 blog“ gegoogelt habe, bin ich auf einen Artikel von modewahnsinn.de gestoßen, die – wie ich finde – eine schöne Sichtweise auf das Thema „0815“ hat. Falls ihr das auch lesen möchtet: www.modewahnsinn.de/kolumne/kolumne-0815
Vielleicht hat der eine oder andere ja auch Lust, einen Beitrag über „08/15“ zu schreiben. Falls ja: Ich verlinke gerne eure Beiträge im Nachhinein, wenn ihr das wollt 🙂
Also wer bis hierher gelesen hat: Respekt ^^ 1017 Wörter, sagt mir die „Wortanzahl“-Anzeige unter meinem Fenster ^^
Byeeee ♥
Fräulein Huddel
Alles gelesen. Ich wollte es einfach nur liken, aber hey Huddel du bist kein WordPressnutzer. Vielleicht irgendwann mal. Ich mag deinen Eintrag & werde meine Gedanken dazu auch zusammenfassen.
Ich mach jetzt mal was 08/15-mäßiges (Hallo Sarkasmusschild):
Fühl dich gedrückt!♥
ohjosephine
Schööön, freut mich und bin gespannt darauf! Ja diese doofen Bloganbieter, warum gibt es da diese Barrieren beim Folgen, Liken usw.?? Das ergibt doch gar keinen Sinn? :'(
Anja
Danke dir für deine Verlinkung und deine Kommentare auf meinem Blog! Ich sehe es ganz genau wie du und du hast es gut auf den Punkt getroffen. Liebe Grüße, Anja
ohjosephine
Gern geschehen! :))
firlemaedchen
Ich nehm dein thema gern zum Anlass auf dem anderen Blog darüber zu berichten? Ich such dir gleich mal einen Artikel raus bzgl der Generation y raus, darin gings neben dem infantilen Verhalten unserer Generation auch darum das es daran liegt das viele Eltern ihren Kinder mitgeben „du bist was ganz besonderes.“ Und viele im Erwachsenenleben damit nicht klarkommen 08/15 zu sein.
ohjosephine
hahaha vielleicht hab ich ja deswegen kein Problem (mehr) damit, 0815 zu sein, weil mir nie vermittelt wurde dass ich was Besonderes bin tränenlachsmiley Ok bin gespannt auf beides!
Sevil
Ich muss jetzt auch meinen Senf zu diesem Thema abgeben, weil es mich total nervt! Man ist nicht 08/15 nur weil man bestimmte Dinge macht, trägt usw. Mitläufer lass ich mal außen vor, weil man die sehr schnell erkennt.
Das was in uns drin ist, also unser Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen macht uns zu besonderen Menschen; sprich an sich unser Charakter. Mir muss doch im Grunde egal, was der andere trägt oder was für Hobbys er hat? Was juckt mich es ob mein bester Freund gern angelt („langweilig“) oder Fallschirm springt („super aufregend“). Welche Auswirkung hat das auf unsere Freundschaft? Den zwischenmenschliche Austausch kann man doch nicht an solch, meiner Meinung nach, oberflächlichen Dinge festmachen!
Bei Teenagern kann ich das noch im Rahmen des Selbstfindungsprozesses noch nachvollziehen; z.B. dass du in deiner Jugendzeit mit Klamotten und Haaren etc. anders/besonders sein wolltest habe ich schon gemerkt. Aber hat das etwas an DIR verändert? Ganz klar nein! Der Mensch an sich bleibt immer gleich. Checkt es endlich! Ich bin plötzlich wütend geworden, weil mich dieses Einordnen der Menschnheit nach ihren Hobbys, Klamottenstil oder sonstwas richtig nervt.
ohjosephine
Voll cool dass du das liest und kommentiersttttt <3 <3 <3 "also unser Verhalten gegenüber unseren Mitmenschen macht uns zu besonderen Menschen" jaa das hast du schön gesagt!! Und beispielsweise habe ich vielleicht 0815 Produkte, verhalte mich aber gegenüber Menschen viel besser als manche die ich kenne, die total darauf achten "individuell" zu sein und diese Produkte nicht zu kaufen, weißt du wie ich mein? Ich finde, da konzentriert man sich auf die völlig falschen Dinge, weil das Äußere doch so unwichtig ist!! Aber Sevil, soo viele denken da gar nicht so wie wir und wollen zb nur "aufregende" Freunde und mit denen was tolles erleben und Party dies und das, und es geht gar nicht mehr um den Menschen an sich..! Das haben wir ja vor paar Monaten schon mal geredet weißt du noch? Hehehe bei deinem "Checkt es endlich" musste ich voll grinsen, weil das so typisch Sevil ist 😀 😀 😀 ja manche Themen machen halt wütend, weil vieles so unsinnig ist, aber so sind Menschen halt ^^ Mich würde aber interessieren ob du bestimmte Erlebnisse meinst mit deinem Kommentar oder so ganz allgemein die Leute??
nightflower
Haha danke Sevil! Du sprichst mir aus der Seele. Hast du gut formuliert.
Leider fühl ich mich auch immer 0815. Woher kommt eigentlich dieses Gefühl? Müsste sich nicht jeder als was besonderes fühlen? Aber ich komm mir einfach oft vor wie einer unter vielen. Und irgendwie ist man das ja auch!? Ich glaube, dass es nur sein kann, dass man eben für bestimmte Menschen nicht 0815 ist, weil die einem eben was bedeuten bzw man denen viel bedeutet… ich finde es schon wichtig, dass man solche Leute hat!!
ohjosephine
ohh zu deinem Kommentar kann ich so viel schreiben, dass ich einen eigenen Blogeintrag schreiben möchte ^^ Zu dem Thema wollte ich sowieso noch was erzählen.. Soll/ darf ich einen Teil deines Kommentars posten und dich verlinken? Oder möchtest du nicht dass dein Kommentar so arg „betont“/“sichtbar“ wird (würde ich verstehn)? Und: Ich freu mich total über deine vielen Kommentare <3 <3 <3 So macht ein Blog richtig Spaß 🙂 Hab übrigens deinen Blog abonniert, aber du hast ja gar keine Follow-Funktion drin?? Ich glaub du musst ein paar Sachen ändern 😀