Ich schlafe.
Es ist Sonntag.
Ich wache auf, als sie meinen Namen ruft.
Etwas stimmt nicht. Dieses Rufen ist anders als sonst. Ich springe auf und bin sofort hellwach. Ich ziehe mich an und renne runter. Sehe ihr Gesicht. Sie sagt diese vier kleinen Worte.
Und in mir zerspringt alles.
Dieser Schmerz, den ich zuvor nicht kannte. Breitet sich in meiner Brust aus, in meinem ganzen Körper. Ich will es nicht glauben und weiß doch genau, dass es stimmt. Ich will zurück, nur drei Stunden zurück, als noch alles gut war.
Ich gehe die Treppen hinunter.. Die ich schon so oft gegangen bin. Unzählige Male. Aber noch nie in einer Welt ohne dich. Ich mache die Tür auf. Nichts ist mehr real. Du liegst dort auf dem Sofa. Du bewegst dich nicht. Deine Augen schauen mich nicht an. Nicht mal mehr dein Brustkorb hebt und sinkt sich. Die Luft ist doch vor deiner Nase, wieso atmest du sie nicht ein? Ich sitze neben dir. Und traue mich nicht, dich anzufassen. Ich sehe dich einfach nur an. Und glaube es nicht. Wie geht das, wo sind deine Gedanken hin? Wo sind deine Gefühle hin? Wo bist DU?
Gibt es kein Zeichen von dir, wie in den Filmen? Ein Windstoß oder ein Gegenstand, der herunterfällt? Ein Flüstern?
Nichts.
Niemals.
Ich warte monatelang, jahrelang auf dieses Zeichen, aber es kommt nicht.
Du bist ganz weg. Und ich weiß nicht wo. Hast du dich aufgelöst? Wie kann das sein? Ist deine Seele noch irgendwo?
Sie schicken mich in die Schule, so als würde die Welt sich weiter drehen. Aber sie ist stehengeblieben. Am Tag deiner Beerdigung scheint die Sonne. Für mich unbegreiflich. Die Natur soll mit mir leiden. Ich brauche Regen, Sturm, Dunkelheit und Donner. Stattdessen zwitschern die Vögel.
Verdammte Sonne, verdammte Vögel, verdammte Welt!
Ich will verschwinden. Gehöre hier nicht mehr hin. Alles schwarz in mir. Ich will mich dort neben dich hinlegen und ebenfalls aufhören, die Luft einzuatmen. Wieso darf ich das nicht. Wieso darfst du gehen und ich nicht.
Die Leute sagen es war gut so. Du hattest ein langes Leben hinter dir.
Ich möchte die Leute erwürgen. Du hattest kein langes Leben MIT MIR! Du hast nicht gesehen, wie ich das erste mal Auto gefahren bin. Du hast meinen ersten Freund nicht kennengelernt. Du warst nicht auf meinem Abiball dabei. Konntest mich nicht in meinem ersten Kleid sehen, das bestimmt nicht so schwarz gewesen wäre, wärst du dort gewesen. Dass ich Psychologie studieren werde, wirst du nie erfahren.
Wärst du stolz auf mich?
Könnte ich dich doch noch einmal sehen. Dein mit Liebe erfülltes Gesicht. Deine Stimme hören, die sagt „Ingridchen, was machst du?“.
Seitdem du weg bist habe ich ständig diesen Schmerz in meiner Brust. Was ist das Ota? Ota…. Ota…………….
Schreibe einen Kommentar