Ich sitze schon seit 20 Minuten hier am Tisch in der Küche und möchte etwas schreiben, aber ich weiß nicht was. Dann habe ich gedacht: Das kommt daher, dass ich mich zwingen will, über Dinge zu schreiben, die mich jetzt in diesem Moment nicht beschäftigen. Was mich jetzt beschäftigt ist: Meine ständige Unzufriedenheit.
In einer meiner letzten Therapiestunden kam dieses grundlegende Thema zur Sprache… Ich erzählte, dass ich immer irgendetwas brauche, das meine Unzufriedenheit betäuben kann. Dinge, die das schaffen:
- Einkaufen. Am besten nicht nur eine einzige Sache, sondern etwas Größeres, wie z.B.: Winterklamotten, Dekoration fürs Wohnzimmer, Stationary…
- Etwas planen. Sei es ein Video, eine Reise oder irgendein Projekt
- Gute Filme und Serien, aber ganz besonders Horrorfilme. Ich fühle dann nur noch die Spannung und die (in diesem Fall positive) Angst und fühle absolut nichts mehr von meiner dämlichen Unzufriedenheit.
- Schöne Dinge unternehmen, wie ins Kino gehen, ein Ausflug an einen See, ein Spaziergang in einem Wald. Dann macht mich die Natur für ein paar Augenblicke glücklich. Und danach, Zuhause, wenn ich nicht aufpasse, schleicht sie sich wieder an. So wie jetzt.
Heute ist das perfekte Beispiel. Ich habe mich so sehr auf den Tag gefreut, ich wusste, wir sehen wieder einen schönen Ort und es wird Spaß machen. Dann war es auch so, wir fuhren ins „Gröna dalen“, wo ich herumquietschte vor lauter Schönheit. Danach war meine Laune auch noch ganz okay, ich bearbeitete Zuhause Bilder, wir aßen zu Abend und schauten Stranger things. Aber schon vor dem Abendessen schlich sie sich an. Und jetzt konnte ich sie nicht mehr ignorieren.
Was ist das? Und ich kann immer wieder diesem Gefühl auf den Grund gehen und es ist immer wieder etwas Neues. Obwohl……. Hmm…..
Eigentlich hat es in den letzten Monaten meist einen bestimmten Grund, und zwar den Zwang, Dinge zu tun… Das Gefühl, etwas tun zu müssen und gar nicht mehr zu wissen, was ich eigentlich tun will.
Ich merkte gleich zu Anfang des Urlaubs, dass ich viel zu viel machen möchte. Ich denke nur noch die ganze Zeit daran. Filmen für die nächsten Videos, die Videos auf den Laptop laden, schneiden, Fotografieren Fotografieren Fotografieren, Fotos bearbeiten, hochladen, und was machen wir morgen alles Schönes?
Ja ich liebe das alles, ich LIEBE z.B. Fotografieren, aber alles insgesamt ist einfach TOO MUCH. Und ich kriege es einfach nicht aus meinem Kopf, dass ich die ganzen Sachen tun „muss“/möchte/vorhabe.
Und wahrscheinlich könnt ihr das nicht verstehen… Ihr denkt wieder „mach dir keinen Stress“ und „tu nur das was dir Spaß macht“. Aber stellt euch vor, ihr fotografiert und filmt an einem wunderschönen See und es macht riesig Spaß. Dann kommt ihr nach Hause, schneidet das Video, werdet aber nicht fertig. Am nächsten Tag kommen noch mehr Fotografien und Aufnahmen dazu, ihr schneidet das erste Video fertig und ladet es hoch, aber jetzt warten schon die nächsten Aufnahmen auf euch. Und die nächsten Bilder, die bearbeitet und auf Instagram hochgeladen werden wollen. Und die nächsten Texte die geschrieben werden wollen. Was ihr so macht, dort in eurem ersten wunderschönen Urlaub. Wie anders es da ist. Was ihr dort liebt.
Und ihr bekommt Nachrichten, dass die Leute eure Vlogs lieben, dass ihr mehr Fotos hochladen sollt. Und ihr freut euch so sehr darüber und habt das die ganze Zeit im Hinterkopf. Die Leute wollen meine Vlogs sehen! Ich muss mehr davon produzieren! Ich muss mehr hochladen!
Dieses positive Feedback, das ich oft bekomme… Das gute Gefühl, wenn ein Video fertig geworden ist… Die Befriedigung, ein schönes Foto geschossen zu haben, mit dem man selbst totaaal zufrieden ist… Gehört das alles auch auf meine Unzufriedenheits-Betäubungs-Liste? Vielleicht bin ich süchtig danach.
Ich glaube mein Zwang resultiert aus einer Mischung vieler verschiedener Dinge.
- Es macht riesigen Spaß.
- Wenn etwas Gutes dabei herauskommt, gibt es mir ein befriedigendes Gefühl.
- Die Leute mögen es und wollen mehr davon.
- Ich will alles Schöne festhalten und teilen, weil es doch so schön ist. Besonders hier in Schweden, wo ich so bald nicht wieder sein werde.
- Mein Zwang hält mich wach ^^ Wenn ich nämlich etwas richtig Entspannendes tue, schlafe ich immer ein. *Augen so sehr roll dass sie mir aus dem Kopf fallen* Und ich will nicht mein halbes Leben schlafend verbringen.
- Und nicht zu vergessen: Ich kann damit Geld verdienen. Meine Zukunfts- und Existenzängste sind vielleicht sogar der wichtigste Grund für meinen Zwang.
Und jetzt? Was fange ich mit diesen Infos an? Ich versuche und versuche, mir keinen Stress zu machen, aber es ist so tief in mir verwurzelt. Wie zum Teufel soll ich das bloß aus mir rauskriegen.
Es ist immer in meinem Kopf. Und ich fühle mich machtlos.
Und jetzt könnte ich heulen. :-/
love // Cat
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PS: Der Urlaub ist trotzdem wundervoll. Er wäre nur noch wundervoller, ohne die Zwänge und den inneren Stress.
PPS: Ich vermisse Emmchen.
Anja
Liebe Ingrid, ich verfolge dich schon eine ganze Weile. Ich mag deine Videos und Filme und deine Art wie du dich an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen kannst. Sehr oft schreibst du allerdings auch von neuen Ideen, Plänen und Projekten. Man bekommt den Eindruck, du lebst dadurch weniger im Moment, als viel mehr in der Zukunft. Ich habe auch lange Zeit so gedacht und gehandelt. Dann bin ich auf das Buch „Ruhe da oben“ von Andreas Knuf gestoßen. Ein sehr gutes Buch, was mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hat. Vielleicht ist es ja auch etwas für dich. 🙂 Genießt euren Urlaub in vollen Zügen. Lg