Ein einziger Grund, sich mit neuen Leuten zu treffen

Fortsetzung des Blogposts „6 Gründe, sich nicht mit neuen Leuten zu treffen“

Je näher jedoch unser Treffen rückte, desto größer wurde mein Unbehagen. So viele Dinge konnten geschehen und die Wahrscheinlichkeit, ein schönes Treffen zu verbringen, ging gefühlt gegen Null. Am Abend vor unserem abgemachten Treffen entschied ich also, meinem Unbehagen ein Ende zu setzen.

Ich nahm mein Handy in die Hand und schrieb in das kleine Chatfenster „Bist du böse, wenn ich für morgen absage…?“. 

Sie sagte „nein“, ich sagte „cool“ und das ist das Ende der Geschichte.

Nein Spaß.

Ich schickte die Nachricht nicht ab. Der Wunsch, wegrennen zu wollen war kleiner als meine Neugier auf Michelle (daughterofthewoods.com). Denn sie wirkte sooo lieb, besonders und interessant und ich dachte: Vielleicht verpasse ich da einen ganz tollen Menschen.

Also trafen wir uns. Zusammen mit zwei anderen lieben Menschen. Wir unterhielten uns, aßen unglaublich leckere Pfannkuchen und machten ständig Fotos. Es war so ungewohnt (und schön), mal nicht die Einzige mit einer Kamera in der Hand zu sein ^^.

Doch ist denn nun einer der Gründe, sich nicht mit neuen Leuten zu treffen, eingetroffen?

Grund 1-5 traf nicht ein. Wir hatten uns viel zu sagen, ich mochte sie total, kein Energievampir-Alarm. Aber: Möglichkeit 6 bestand noch. Dass ich sie mag und den Kontakt aufrechterhalten möchte, sie mich aber langweilig, komisch und dumm findet. Schon während des Treffens überkam mich immer mal wieder das Gefühl, komisch zu sein. Vielleicht auch, weil ich nicht 100%ig ich sein kann bei Leuten, die ich nicht kenne. Dann ist es ja klar, dass ich mir selbst komisch vorkomme, da ich ja komisch/anders bin!

Und wenn man dann da sitzt, mit 1-3 neuen Leuten, wie soll man da wissen, was sie von einem halten? Man kann es nicht wissen und vielleicht ist das dem ein oder anderen auch egal. Aber wenn ich jemanden mag, dann soll der mich gefälligst auch mögen! ^^

Nach unserem Treffen überfiel mich eine seltsame Traurigkeit. Aus irgendeinem Grund war ich auf einmal davon überzeugt, dass es keinen Grund gäbe, mich zu mögen. Ein typisches Problem bei Menschen mit geringem Selbstwertgefühl. Mir fiel einfach kein Grund ein, außer dass ich gut zuhören kann. ?

Doch überraschenderweise schrieb mir Michelle wieder. Sie schickte sogar Sprachnachrichten und erzählte mir total viel. Ich dachte „hä, warum schreibt sie mir? …MIR?„.

Innerhalb kürzester Zeit waren wir uns SO vertraut und redeten und lachten über alles. Wir sind uns soo unglaublich ähnlich und sagen regelmäßig Dinge wie „oh hörst du mal auf, ICH zu sein!“ ? Und das Beste: Ihre Verrücktheit passt perfekt zu meiner Verrücktheit ?

Und auf einmal hatte ich die Erkenntnis:

Man muss einfach nur zusammenpassen. Einfach nur das. Du musst nicht mega witzig sein, unglaublich interessante Geschichten auf Lager haben oder Saltos durch brennende Reifen schlagen, um einen Freund zu finden.

Du musst einfach nur du sein.

Damit ihr euch erkennt, wenn ihr euch über den Weg lauft:

 

„She had blue skin,

And so did he.

He kept it hid,

And so did she.

They searched for blue

Their whole life through,

Then passed right by —

And never knew.“

Shel Silverstein

 

Und genau DAS ist der Grund, sich mit neuen Leuten zu treffen: Dein Blau zu finden. 

Ich hatte schon so lange kein Blau mehr gesehen, dass ich dachte, es existiert nicht mehr. Und auf einmal war es da. Und hätte ich die Nachricht abgeschickt, hätte ich das nie gewusst.