Ich war letzte Woche bei einem Vorstellungsgespräch und hatte danach eigentlich ein sehr gutes Gefühl. Da es um Beratung und Online-Therapie (mein Masterthema) ging, dachte ich, ich hätte gute Chancen. Das Stellenangebot war für Bachelor- und Masterabsolventen ausgeschrieben, also hätte auch ein Bachelorabsolvent den Job haben können. Ich bin Masterabsolvent, habe in dem Bereich sogar meine Masterarbeit geschrieben und trotzdem wollen sie mich nicht. Es muss an mir liegen. Ich kann nichts. Ich bin nichts. Jemand anderen hätten sie genommen, weil jemand anderes viel selbstsicherer rübergekommen wäre, so, als könnte er jemanden beraten. Wahrscheinlich denken sie: Wie soll dieses Kind jemanden beraten können? Sie redet viel zu schnell, ist viel zu aufgeregt, hat keine Erfahrung.
Ich will diesen Job so sehr. Sie wollen mich lieber in der Diagnostik haben. Aber das kann auch ein HiWi an der Uni machen, das was sie von mir wollen. Würde mich das wirklich weiterbringen im Leben? Oder soll ich den Job einfach als Übergang machen, bis ich die Ausbildung anfange? Oder doch abwarten und weitersuchen? Aber ich bekomme doch nirgends eine Stelle in der Beratung. Alle wollen, dass man Erfahrung oder eine Weiterbildung hat. Wenn ich jetzt dort im Bereich Diagnostik genommen werde, muss ich mir immer wieder denken, dass die da unten, 2 Stockwerke tiefer, mich nicht haben wollten. Dass ich nicht gut genug war. Ich werde immer ein kleinen Stich spüren, wenn ich mit dem Aufzug weiterfahre und in meinem Kopf hören:
Du bist nicht genug….. Du bist nicht genug…. Du bist nicht genug…..
Also: Mein Kopf weiß, dass es ganz normal ist, eine Absage zu bekommen. Dass so viele Gründe möglich sind, beispielsweise habe ich wirklich noch nie selbst beraten und vielleicht warten sie einfach auf jemanden, der das schon gemacht hat. Das hätte also nichts mit mir als Person zu tun. Leider gibt es aber keine Verbindung zwischen meinem Gehirn und meinem Gefühl. Denn meinem Gefühl ist das alles scheiss egal. Es gibt keine Objektivität. Ich bin nutzlos, kann nichts, für was gibt es mich eigentlich? Für was habe ich 6 Jahre lang studiert? Um dann den Job eines HiWis zu machen?
Ich hasse das. Dieses schlimme Gefühl. Ich weiß ganz genau, dass es mit meinem Selbstwert zusammenhängt und dass das alles aufhört, wenn ich weiterhin an meinem Selbstwert und an meiner Selbstliebe arbeite. Es ist schon viel besser als früher, aber, wie ihr oben sehen könnt, kommt immer mal wieder das Destruktive hervor. Bei Absagen/ „Ablehnung“ ganz besonders. Ich wusste schon vorher dass mich diese Gefühle überkommen werden, wenn ich Absagen bekomme. Jetzt weiß ich nicht so recht damit umzugehen, ich spüre Schmerz und weiß nicht wie er weggehen soll. Darum habe ich angefangen diesen Text zu schreiben, denn manchmal wird es besser, wenn ich alles aus mir rausschreibe. Und mir schriftlich klarmache, dass meine Gedanken nicht wahr sind..
Denn ich BIN genug..
Sleeping at last – You are enough
When we grew up,
Our shadows grew up too.
But they’re just old ghosts
That we grow attached to.
The tragic flaw is that they hide the truth
That you’re enough.
I promise you’re enough.
I promise you’re enough, I promise you.
“You are enough.”
These little words, somehow they’re changing us.
“You are enough,”
So we let our shadows fall away like dust.
Laura
Liebes, ich verstehe dich nur zu gut! Selbstliebe ist ne harte Aufgabe, ich kämpfe selbst dauernd damit und es ist ein ständiges bergauf und bergab. Depressionen sind echt scheiße, wenn du denkst jetzt bist du raus kommt sie wieder um die Ecke, so hab ich das Gefühl. Was ich zu deinen Ablehnungen sagen wollte… Ich habe ja mein Studium abgebrochen und dann viel rumgeguckt was ich machen könnte damit Jura nicht komplett für den A**** ist, hab mich dann bei Sozialversicherungen und in der Verwaltung beworben für Ausbildungen oder duale Studien. Mein Abi war halt mittelmäßig aber ich hatte ja schon 7 Semester vorzuweisen und zu Ausbildungen reicht ja oft auch ein guter Realschulabschluss… Teils wurde ich direkt abgelehnt, teils nach den Vorstellungsgesprächen (zumindest die Tests hab ich immer bestanden) und ich dachte mir jedes mal, was nur falsch mit mir ist aber im Endeffekt sind es einfach Kleinigkeiten und es liegt so sehr am Bildungssystem. Das ist nämlich scheiße und ich kenne so viele die mit ihrem guten Bachelor kein Job bekommen 🙁
Jedenfalls bist du definitiv gut genug! Beruf dich immer auf deine Stärken, nimm dir jeden Tag 5 Minuten und mach ne Übung die dich positiv stimmt. Ich will das auch endlich mal angehen und ich würde vielleicht auch die Stelle annehmen, dann hast du immerhin etwas und vielleicht bringt es dich am Ende ja weiter 🙂
Das mit den Ablehnungen kann ich echt wahnsinnig nachvollziehen, ich hab mit sowas auch ein riesen Problem und beziehe alles immer auf mich und nehme mir Dinge zu Herzen und tue immer ganz viel für meine Mitmenschen damit ich Anerkennung bekomme… Aber wir sind genug, das glaube ich wirklich, wir müssen es nur lernen 🙂
Liebste grüße, Laura (klauritsch) <3
ohjosephine
Vielen Dank für deinen lieben und langen Kommentar! Ich freu mich so dass du hier aktiv bist <3
Konntest du dir dann irgendwie klarmachen, dass es nicht an dir liegt, sondern dass Ablehnungen ganz normal sind? Aber blieb das Gefühl "was ist nur falsch mit mir"?
Dein letzter Abschnitt ist wie von mir selbst geschrieben, ich will auch immer alles tun um Anerkennung zu bekommen und dass andere stolz auf mich sind und so... Aber ich glaube, dass wir schon einen wichtigen Schritt getan haben, das zu erkennen! Nur dann kann man auch anfangen, es zu ändern 🙂
Das mit den Stärken und allgemein der Selbstliebe und Selbstwert, will ich auf jeden Fall in meinen Alltag integrieren! Ich weiß nur noch nicht ganz genau welche Übungen die richtigen sind, denn alleine die Stärken aufschreiben oder immer wieder sagen, führt bei mir nicht dazu, dass ich sie verinnerliche -.- Weißt du zufällig eine gute Übung?