Ich bin wütend auf Instagram. Manchmal hasse ich Instagram. Seit dem 16. Mai 2014 lade ich dort regelmäßig Fotos hoch. Bestimmt sind es schon über 1000, aber ich habe viele bereits gelöscht. Die ersten 1 1/2 Jahre war ich auch viel aktiver im Vergleich zu jetzt. Das passierte automatisch. Ich musste mich nicht dazu zwingen, denn ich hatte so Lust auf die ganze Instagram-Welt, alles war so aufregend und inspirierend und machte unendlich viel Spaß.
Aber mit der Zeit, wurde alles anders.
Ich merkte, wie andere wuchsen und wuchsen und ich immer nur bei derselben Zahl stehen blieb. Ich merkte, wie wenig Mühe sich andere mit ihren Bildern (und auch Texten) gaben, aber trotzdem mehr „Erfolg“ und Zuspruch hatten als ich. Was machten sie richtig? Was machte ich falsch? Oder war es nur ein Zufall? Und warum ist das überhaupt wichtig?
… Vielleicht verstehen viele von euch den Wunsch nicht, mehr Follower zu bekommen. Aber vielleicht kann ich es ja erklären?
Wenn man sieht, dass etwas, das man selbst „erschafft“, bei dem man sich viel Mühe gibt und das man liebt, bei den Menschen gut ankommt, dann ist das ein wunderschönes Gefühl. Es ist das Gefühl, das alles richtig ist, so wie es ist. Es ist das Gefühl, dass man talentiert ist, etwas kann, von dem andere mehr haben wollen.
Oh dieser Satz. „… von dem andere mehr haben wollen.“ Ist das nicht der größte Wunsch eines jeden Künstlers? Eines jeden Fotografen, Malers, Musikers und Filmemachers?
Ein Künstler braucht doch sein Publikum.
Und jetzt könnte man sagen: Ingrid, du hast doch ein Publikum. Du hast 3000 Leute, die dich auf Instagram abonniert haben und deine Fotos sehen wollen.
Hm.
Ja, das könnte man schon sagen. Aber… das… reicht… nicht…
Wieso nicht?
Nein, hierbei geht es nicht um Geld und ein Influencer-Dasein. Noch bevor ich überhaupt davon träumen konnte, mit Instagram Geld zu verdienen, wollte ich, dass mein Account wächst. Es ist also etwas anderes, das mich treibt.
So etwas wie Anerkennung, Selbstwert, ein gutes Gefühl. Sinn.
Und wenn mein Account nicht mehr wächst, ist das alles nicht da. Es macht keinen Spaß mehr. Es de-motiviert mich unendlich.
Ein dummer Teufelskreis. Mein Account wächst nicht. Darum habe ich keinen Spaß mehr, bin demotiviert. Also lade ich weniger hoch, bin weniger aktiv. Dadurch wächst mein Account erst recht nicht. Und so weiter und so fort.
Darum frage ich mich, wie ich Instagram weiterführen soll. Und ob überhaupt. Im Moment könnte ich sagen: Ich habe resigniert. Ich habe keine Lust mehr. Ein Foto dort hochzuladen, ist viel mehr ein Job, als etwas, das ich mit Leidenschaft tue. Fotografieren liebe ich noch immer, ja, aber nicht das Hochladen auf Instagram.
Für was, frage ich mich? Für was soll ich dort noch etwas hochladen, wenn das einzige, das die letzten Jahre überhaupt einen Sinn ergab (es hat Spaß gemacht) nicht mehr da ist? Die, die mich mögen, können die Fotos auch auf meinem Blog sehen.
Ach mann. Das macht mich traurig.
Aber gerade ist mir eingefallen, dass ich schon öfters solche kein-Bock-auf-Insta-Phasen hatte. Und ich dann einfach nichts hochgeladen habe. Nach einer Weile hatte ich dann wieder richtig Lust darauf. (Die längste Pause war glaube ich 2 Monate lang.) Aber jetzt verbiete ich mir die Pause. Weil ich denke, ich muss die Community erhalten, oder sowas in der Art. Die Leute, die mich auf YouTube abonniert haben und meinen Blog lesen, auf Instagram zusammenhalten, ergibt das einen Sinn?
Ich fühle in dieser Hinsicht einen Zwang… Als wäre es meine Aufgabe, mein Job, Instagram zu machen. Denn ich will mich doch selbstständig machen mit all den kreativen Dingen… 🙁 Was sagt ihr dazu? Vielleicht sagt ihr: Ja, poste doch einfach irgendwas, du musst deinen Blog und den Online-Shop und alles verbreiten. Oder ihr sagt: Gönn dir die Pausen, wenn du kein Bock hast. Und ich sage: AAAAAHHHHHH
Mein Gefühl will (zur Zeit) nicht und mein Kopf sagt, doch du musst, es ist wichtig für deine beruflichen Ziele. Und auf was höre ich denn nun?
Ich will… auf mein Gefühl hören.
Sylvia
Liebe Ingrid,
bitte poste weiter auf Instagram! Ich mag deinen Stil und Zugang sehr, es wäre schade, keine Bilder mehr von dir zu sehen. Fokusiere darauf, dass es dir letztendlich ja doch Spaß macht, weniger auf das Wachstum, denn das ist für alle schwieriger geworden (sag ich mit meinem Mini-Account).
Liebe Grüße, Sylvia
Ingrid Cat
Daaanke liebe Sylvia <3 JAAA ich versuche, es anders zu sehen! Nur zu posten, wenn ich möchte, denn manchmal hab ich ganz viele Fotos, die ich teilen möchte oder ganz viele Gedanken. Und manchmal, wie derzeit, will ich Instagram einfach nicht benutzen. Und dann lasse ich es für die Zeit. Aber die Lust kommt IMMER wieder zurück 🙂 ??
Marie
Liebe Ingrid,
Wer sagt denn das man regelmäßig etwas Posten muss? Wieso darf man sich nicht mal ein halbes jahr eine Pause gönnen? Freunde kündigen einem ja auch nicht die Freundschaft wenn man sich mal ein paar Monate nicht sieht.?
Vielleicht solltest du von der Einstellung weg, das es ein Job ist. Jobs machen meistens keinen Spaß.
Wir müssen versuchen unseren Selbstwert durch andere Sachen zu bestimmen. Wie haben das Leute vor 50 Jahren gemacht?
Ich verfluche das Internet manchmal. Manchmal würde ich es gerne für immer abschalten. Selbst Bücher lesen ist mittlerweile eine Art Aufgabe dort. Ich liebe mein lovelybooks, und gleichzeitig nicht, ich mag YouTube und hasse mich wenn meine Videos so schlecht sind. Haha. Dabei sagt das alles doch nicht über meine Person aus.
Und dann denke ich mir, wie dumm wir alle sind. Denn das ist nicht das Leben, es zieht gerade an uns vorbei während wir am Smartphone, Computer oder Tablett sitzen. Bilder waren früher so kostbar, für ein Bild wurde so viel Arbeit und Zeit aufgefordert. Ganze Familien haben sich fein gemacht und posiert. Und heute hast du alle Karten voll mit zehntausend Motiven die dir nichts bedeuten. Es ist schon traurig. ?
Die Digitalisierung ist manchmal das schlimmste was uns passiert ist, finde ich. Die Menschlichkeit geht irgendwie immer mehr unter. Was meinst du? Wie können wir uns freimachen und einfach nur leben? Ich weiß es nicht.?
Ingrid Cat
Liebe Marie <3
Jaaa, wer sagt, dass man ständig etwas posten muss! Ich versuche (und ich glaube, es funktioniert langsam), das alles anders zu sehen, den Druck wegzunehmen und wieder mehr als KUNST und HOBBY zu sehen als nur dieses "oh ich muss Follower kriegen blablablaaaaaaaa!!!!!" Das nimmt einfach den ganzen Spaß weg!
Ich finde, wir müssen einfach viel mehr darauf achten, WAS wir im Internet konsumieren, WEM wir folgen, WAS wir Lust haben zu teilen und wann. Schnell lässt man sich mit dem Fluss mitreissen. Zum Beispiel man sieht, wie andere jeden Tag ein Foto posten und man denkt, man muss das auch tun. Oder man sieht, wie andere perfekte Videos machen, aber man selbst hat gar keinen Spaß daran, perfekte Videos zu fabrizieren. Sondern man möchte einfach nur Momentaufnahmen einfangen und festhalten. Oder oder oder. Ich hoffe du weißt was ich meine 🙂 Wir müssen einfach mehr WIR sein.
❤️
Cora
Ich hab zur Zeit irgendwie auch so eine Phase, in der ich irgendwie keine Lust auf Instagram habe. Teilweise hängt das glaube ich auch mit der stagnierenden Followerzahl zusammen, teilweise aber auch mit den Bildern auf dem Feed, die alle irgendwie gleich aussehen, und dann hab ich irgendwie nur noch blöde Bilder, weil es auch immer schon dunkel ist, wenn ich Zeit hab, Bilder zu machen….aber noch schwerer sind die Texte, weil ich mich irgendwie so wortleer fühle zur Zeit und es mich stresst, auf Nachrichten oder Kommentare zu antworten, obwohl der Austausch mit Leuten, die meine Texte berührt haben, ja eigentlich das ist, was am schönsten ist an Instagram für mich….
ich glaube deshalb, würde ich dir (und mir) da empfehlen, auf dein Gefühl zu hören. Weil die Posts die man hochlädt weil man sich Druck macht und was posten „muss“ auch nie so gut sind, wie die, die man macht, weil man ein Bild oder einen Text wirklich teilen möchte und sich schon darauf freut sich mit denen die das sehen darüber auszutauschen. Und dann hast du zwar regelmäßig neuen Content, der die Aufmerksamkeit der Community erhält oder auf deinen Blog und so hinweist, aber letztendlich auch wieder nicht, weil dieser Content dann zwar rein äußerlich „du“ bzw. dein Stil ist aber das Gefühl dahinter fehlt. Macht das Sinn?
Und falls es dich tröstet: Ich habe (ich glaube in einem Podcast) von einer Statistik gehört, die besagt, dass es zum Wachstum des Accounts gar nicht so wesentlich beiträgt, ob man täglich postet. Regelmäßig ist glaube ich schon sinnvoll, aber täglich muss nicht sein. Also mir hat das zumindest ein bisschen Druck genommen…
Ingrid Cat
Ohhh das was du schreibst! Mir geht es genau so! Auch, dass es mir dann so schwer fällt, auf Kommentare zu antworten. Eigentlich liebe ich den Austausch, aber warum fällt es mir dann manchmal so schwer? 🙁 Wenn man so ist wie wir, kann man vielleicht nicht jeden Tag so viele Nachrichten schreiben. Sondern man hat dann bestimmte Tage, an denen das funktioniert. Das gilt auch fürs Texte schreiben und hochladen und alles. Ich versuche zur Zeit, Instagram nur dann zu nutzen, wenn mir wirklich die Lust kommt und wenn ich entweder Fotos habe, die ich teilen möchte oder Gedanken, die ich teilen möchte. Und nicht einfach weil ich „SOLL“! Das will ich aus meinem Kopf kriegen.
Und dein letzter Abschnitt hilft mir wirklich 🙂
❤️
Juli
Das Problem hast du öfters, auch in anderen Bereichen Ingrid.
Sobald du dir Druck machst, vergeht die Freude an den Dingen.
Zudem generiert man durch schöne Bilder und gute Texte keine hohen Followerzahlen, das hast du richtig bemerkt. Es ist ein Soziales Netzwerk, es erfordert ständiges kommentieren und erwähnt werden. „Verlink zwei drei Leute“ „folgt mir und xy“ „xy hat was tolles gepostet, schaut mal vorbei!“
„Insta verbindet“ blablabla und falls es du dich fragst wie so enorm hohe Zahlen zustande kommen, auf socialblade kann man die Profilstatistiken von Accounts verfolgen und somit sehen, das sich auch ziemlich viele „große“ Accounts einfach Follower, Kommentare und Herzchen kaufen. Also kopf hoch und dran denken, alles kann- nichts muss!
Jolisa
Bitte mach mit Instagram weiter! Ich liebe deine stimmungsvollen Bilder!
Ingrid Cat
Vielen Dank ❤️ Ich werde weitermachen, aber mit meinen Pausen. ? Denn ich sehe es so, dass ich nicht IMMER fotografieren kann und will und das nicht wie so eine Fließarbeit ist 🙂
Thomas
Hi,
Dein Beitrag kann ich gut nachvollziehen. Ich habe auch dieses Problem, nur das mein Account nicht so groß ist wie Deiner. Aber spielt am Ende keine Rolle.
Ich habe lange nachgedacht. Viele dieser Leute, die einem erklären wollen wie man „erfolgreich“ bei Instagram wird, sagen: finde Deine Nische! Und sie haben (leider) recht.
Ich bin auch Fotograf. Als ich nur Landschafts- und Naturaufnahmen gepostet habe, wuchs mein Account langsam, aber stetig. Dann fing ich an, auch Streetphotos hochzuladen. Scheinbar habe ich da einen Nerv getroffen, mein Account explodierte regelrecht. In nur 2 Wochen hatte sich die Anzahl der Follower vervierfacht. Dann war er auf einmal weg. Gesperrt.
Na einiger Arbeit bekam ich dann doch eine Antwort von Instagram, das der Verdacht bestand ich hätte Follower gekauft. Das habe ich noch nie gemacht! Man entschuldigte sich, aber den Account könne man nicht wieder herstellen…
Das wars dann gewesen. Ich habe jetzt einen neuen Account, aber irgendwie ist die Luft raus. Auch wenn bei mir kein Erfolgsdruck dahinter steht, Instagram versucht Dich in eine Schublade zu stecken. Das ist gerade für uns Fotografen schlimm. Ich mag nicht nur Landschaftsbilder oder Natur. Ich liebe Streetfotografie, Menschen zu fotografieren, Reisebilder etc. Fotografie ist für mich so viel mehr als nur eine Nische, nur ein Thema.
Das lässt IG aber nicht zu. Entweder Du bringst nur Bilder in Deiner Nische (so begrenz wie möglich), oder Du bist raus. Ich stehe jetzt zwischen den Stühlen. Am liebsten würde ich IG löschen, es frustriert nur noch. Auf der anderen Seite hat es auch wahnsinnig viel Spaß gemacht…
Ich habe mich entschlossen mir jetzt 6 Monate Auszeit zu gönnen. Manchmal ist das wichtig um zu sehen, wie wichtig manche Dinge wirklich sind und ob wir sie wirklich brauchen…