Hello.
Es ist schwierig. Schwierig, mit wachsender Leserzahl und wachsender „Professionalität“ ehrlich zu bleiben und über das zu schreiben, was man wirklich möchte. Welcher professionelle Blogger schreibt schon über seinen Wunsch, das Bloggen zum Beruf zu machen und die damit verbundenen Selbstzweifel? Wer schreibt schon über seine Ängste, keine Leser zu bekommen oder Leser zu verlieren? Über seine wahren Probleme und Gedanken? Und dann komme ich daher und zeige der ganzen Welt meine Erbärmlichkeit, meine Ängste und meinen geringen Selbstwert. Oft schäme ich mich dafür. Oft denke ich „Das kann ich doch nicht hochladen“ und drücke letztendlich doch den Veröffentlichen-Button.
Es gibt für Harry Potter keinen Markt
Der Vergleich ist der Tod für jede Individualität, für jeden Versuch, sein eigenes Ding zu machen. Als ich damit begonnen habe Blogs zu lesen, die über ähnliche Themen schreiben wie ich und damit Erfolg haben, habe ich gemerkt, dass diese extrem auf den Leser fokussiert sind. Es geht ausschließlich darum, dem Leser einen Mehrwert zu bieten. Ihn zu informieren, ihm Tipps zu geben, ihm irgendwie weiterzuhelfen. Die eigenen Geschichten und Erfahrungen sollen wenn überhaupt, dann nur am Rande erzählt werden. Denn die Leser interessieren sich nicht für DICH, sagen die Blogger-Experten. In einem Blog geht es ausschließlich um den Leser, sagen die Blogger-Experten. Tu dies und das und bloß nicht jenes, sagen die Blogger-Experten. Ehrlich gesagt gehen mir diese Regeln auf den Sack. Hat Joanne K. Rowling darauf geachtet, was die Leser wollen? Nein! Ihre Bücher wurden von verschiedenen Verlagen abgelehnt, weil es dafür „keinen Markt“ gebe. Ahaaaa! Es gibt für Harry Potter also keinen Markt! Sehr gut prognostiziert, liebe Verlage. Stellt euch mal vor, Rowling hätte tatsächlich auf die Leute gehört und sich angepasst! Natürlich bin ich keine Rowling, darüber bin ich mir bewusst. Aber den Sinn hinter diesem Beispiel versteht ihr sicherlich. Wenn jeder nur Regeln befolgt, gibt es niemals etwas Neues. Niemals etwas Individuelles, Echtes.
Der Wunsch zu gefallen
Doch sie haben es schon geschafft, mich zu manipulieren. Der Wunsch nach Professionalität und danach, den Lesern zu gefallen hat Überhand genommen. Diese Gedanken, die ich gerade aufschreibe, schwirren schon seit Wochen in meinem Kopf herum und ich habe sie nicht aufgeschrieben, weil sie nicht professionell klingen. Meine Sonntagsblogs habe ich ungern hochgeladen, weil ich dachte, das bringt den Lesern doch nichts. Das langweilt sie doch. Das will niemand wissen. Ich habe aufgehört, nachts zu schreiben – obwohl ich immer ein nächtlicher Schreiber war – weil ich dachte, nachts kriege ich keinen anständigen Text auf die Reihe.
Je mehr Leute das hier lesen, desto höher ist das Risiko, mich zu verändern und nicht mehr genau das zu machen, was ich wirklich will. Ich möchte nicht mehr erbärmlich wirken, Ängste und dumme Gedanken zeigen. Über meine Verrücktheiten schreiben. Aber genau dafür war für mich das Schreiben da! Wenn ich das verliere, bin ich nicht mehr ich! Das muss ich mir jede Woche vor Augen halten. Und aufpassen, dass ich mich nicht anpasse, um den Internetmenschen zu gefallen. Sondern ganz genau das tue, was ich liebe. Und entweder ich komme damit an mein Ziel oder ich werde eben keine Bloggerin. Genau so muss ich das sehen. Ich darf nicht alles tun um mein Ziel zu erreichen. Ich darf nur ich sein und wenn es sein soll, wird es sein.
Diese Gedanken tun sehr sehr gut. Sie geben mir das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Was kommen soll wird kommen. Wenn nicht, dann nicht. Kein Druck, keine Angst. Nur Spaß haben an dem was ich tue. Glück fühlen. Atmen. Das Leben ausprobieren. Und lieben.
Tanja
..ich mag das genau SO! Das bist Du, das ist authentisch. Also? Weiterschreiben. Morgens, Mittags, Abends, Nachts. :*
Ingrid Cat
Achhhhh danke! Wirklich vielen Dank für diesen Kommentar <3