Ich glaube sie wusste nie so recht warum das alles mit ihr geschah. Obwohl sie eigentlich darauf hätte kommen können. Ich hatte auch keine Lust es ihr mitzuteilen. Ich wollte sie einfach nur leiden sehen. Und dass ihr die Gründe verborgen blieben, erhöhte ihr Leid auf bemerkenswerte Weise. Schon irgendwie komisch. Wieso sind Menschen so sehr darauf bedacht, die Ursachen zu erfahren? Alles zu analysieren und zu verstehen? Ändert das irgendwas an ihrem Zustand? Nein, ich bin mir sicher, dass es das nicht tut…
1.
Als ich sie das erste mal sah, fuhr sie auf einem quietschgelben, altmodischen Fahrrad durch die Gegend. In dem Moment wusste ich noch nicht, dass sie meine neue Nachbarin sein würde. Erst am nächsten Tag bemerkte ich die neuen Vorhänge hinter den Fenstern gegenüber und immer mal wieder diesen blonden Haarschopf im Lichtpegel der Schreibtischlampe hin und her huschen.
Ich holte mir Cornflakes vom Küchenschrank, Milch und meine Lieblingsschüssel und machte es mir vor dem Fenster bequem. Mampfend sah ich ihr dabei zu, wie sie Kartons öffnete, Dinge verstaute und immer wieder auf ihr Handy schaute, um irgendwas hineinzutippen. Ich spüre noch heute die Vorfreude von damals, sie bald näher kennenlernen zu dürfen.
In den nächsten Tagen konnte ich nicht so recht herausfinden, welche Interessen sie hatte. Ihre Wohnung war überraschend leer und das Einzige, das ich bisher über sie wusste war, dass sie zwei Katzen besaß und den ganzen Tag über schrieb. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als mir eine Katze zu kaufen. Ich öffnete mein Macbook und googelte. Katze kaufen Hamburg.
Irgendwie hatte ich mir das schwieriger vorgestellt. Etliche Ebay-Kleinanzeigen ploppten auf und wollten mir Katzen für 250€, 400€ oder 650€ verkaufen. Ich wunderte mich sehr darüber. Man darf Zuhause also still und heimlich Tiere produzieren, als wären es Taschen und sie anschließend im Internet verkaufen? Irgendwie seltsam. Eines Tages wird man sie sicherlich auch bei www.amazon.com/tierhandlung bestellen können, indem man links in der Seitenleiste die gewünschte Rasse, Fellfarbe und Größe eingibt. Das wäre für mich zumindest praktisch gewesen, da ich dann schon am nächsten Tag meine Katze gehabt hätte. Und mein Projekt hätte losgehen können.
Da wir aber noch nicht so weit waren, bestellte ich meine Katze eben telefonisch. Ich entschied mich für eine schwarze, mit seidigem, langem Fell. Nein, eigentlich war mir ihr Fell völlig egal, hauptsache sie war stubenrein, unauffällig und aufgeschlossen gegenüber blonden Frauen.
Nach einer Woche war es dann endlich soweit. Ich konnte die Katze abholen. Ich brachte sie nach Hause, gab ihr zu essen und überlegte mir einen Namen. Ich nannte sie Katze.
Sevil
ich bin jetzt neugierig geworden wie es weitergeht ? wann kommt das zweite Kapitel?
Ingrid Cat
hahahah ich weiß nicht, wenn es dich interessiert dann schreibe ich schnell weiter 😛 <3 <3