03. April 2015
Habe heute ein paar Stunden lang gelernt, für die letzte Statistik-Prüfung in meinem Leben. Danach war ich so fertig und konnte irgendwie gar nichts mehr. Wollte nur noch heim und mich in mein Bett fläzen, was ich dann auch gemacht habe. Ach, der Moment in dem man sich tot, dreckig und überfordert fühlt, dann eine lange Dusche nimmt, sich in seinen weichen Bademantel hüllt und frisch von oben bis unten ins Bett kuschelt. Habe dann die Kätzchen gelockt um ihre Weichheit an mich zu drücken. Zum Glück hat Kätzchen 1 ein bisschen Speck gekriegt.
Uncool
Heute wollten wir eigentlich mit ein paar Freunden Cocktails trinken gehen. Da der Nichtfreund abgesagt hat, fällt es nun flach und ich werde mit J. gemütlich bei mir daheim den Abend verbringen. Ehrlich gesagt würde ich gerade nichts lieber tun. Noch Cola und Chips an der Tankstelle kaufen, später Pizza und Gurkensalat bestellen, dann zu zweit ein wenig XY konsumieren und uns lieben. Aber genau darüber wollte ich schreiben. Denn das was ich heute am liebsten machen möchte, ist für andere langweilig, erbärmlich und uncool.
Wie ist das mit dem Cool sein? Ich hatte so eine Definition davon, aber mein Weltbild ist zusammengestürzt. Früher dachte ich, wie uncool und langweilig die Leute sind, die um 0 Uhr Heim gehen, die Silvester mit Freunden daheim verbringen, die was Ruhiges bevorzugen, ohne sich dem Alkohol hinzugeben. Jetzt bin ich in einem Dilemma, weil ich gemerkt habe, dass ich die Megaparty immer weniger mag. Ich bevorzuge 3 liebe Freunde in einer Kneipe, gute Gespräche, Spieleabende, gemeinsames Kochen und Städte entdecken.
Voll
uncool
?
Meine „Freunde“ bevorzugen 10 Bekannte in einer Disco, ohrenbetäubende Musik, Konzerte, stundenlanges Tanzen, Knutschen mit Fremden und sich von Filmen berieseln lassen.
Ist das was ich mag langweilig?
Bin ich langweilig?
Oh Gott, ich finde ja! Und genau darum geht es, dass ich zu jemandem werde, den ich selbst todlangweilig finde! Aber woher kommt das?! Warum finde ich das so langweilig und schlimm? Ich will das nicht! Ich fühle mich als hätte ich eine Gehirnwäsche hinter mir und als könnte ich diese Denkweise einfach niemals verändern! Ich muss die Ursprünge finden, die eventuell in der Pubertät liegen und mit Unsichtbarkeit und beliebten Mädchen zu tun haben.
Ich passe nicht mehr zu meinen Freunden
Es ist so, dass meine „Freunde“ nicht nur von ihrer Persönlichkeit nicht mehr zu mir passen, sondern auch andere Interessen haben, somit nie dabei sind bei meinen Ideen, und J und ich alleine dastehen. Aber ich habe keine Lust mehr, mitzugehen. Ich habe keine Lust mehr, meine Freunde nur dann zu sehen, wenn ich an ihren dämlichen Veranstaltungen teilnehme und ihnen irgendwas Großartiges biete. Und dabei selbst den Kürzeren ziehe, weil ich gar keinen Spaß mehr daran habe. Gelangweilt dastehe und mich frage, was ich da eigentlich mache. Ich will, dass sie mich mögen und wir gemeinsam entscheiden, was unternommen wird. Aber ihnen ist die Art der Unternehmung wichtiger als die Art der Menschen, die sie umgeben.
Hätten wir Freunde die wie wir ticken, würde ich mich vielleicht gar nicht langweilig finden. Dann wäre es mir vielleicht egal wenn die anderen in der Disco abdancen und ich nicht. Wir hätten jede Woche eine neue Idee, was wir machen könnten, alle Dinge, die diese Leute hier immer abgelehnt haben. Dann gäbe es kein uncool mehr, weil wir wahre Freunde hätten, die unser Inneres kennen und einfach zufrieden mit unserer Anwesenheit sind.
05. Mai 2016
Mann, Vergangenheits-Ich, wie bescheuert bist du eigentlich, natürlich bist du NICHT langweilig, nur weil du die Dinge nicht mehr magst, die alle anderen dort mögen. Als gäbe es nur eine Art zu Sein. Als könnte man an einem Freitag Abend nicht in die Disco gehen, einen Filmabend machen, ins Kino gehen, mit einer Freundin kochen, schlafen, spazieren gehen, am Meer Wein trinken, mit seinem Freund kuscheln undundund ohne langweilig zu sein!!! Es gibt Milliarden Menschen auf der Welt, die alle unterschiedliche Dinge an einem Freitag Abend tun. Nur weil die Mehrheit X tut, ist Y, Z, W, M und U gleich langweilig????? Neeeein. Außerdem warst du selbst dumm, als du Menschen langweilig fandest, die weniger unternehmungslustig, weniger verrückt und weniger alkoholabhängig waren als du. Das war nicht nur dumm, sondern zeigte auch was für ein Kleingeist du eigentlich warst. Sorry ich will dich jetzt nicht fertig machen. Ich will dir nur vor Augen halten, dass man Menschen nicht ständig verurteilen soll, sondern sie nehmen soll wie sie sind!
Wow.
Wie kann sich innerhalb eines Jahres so viel verändern? Eigentlich sogar innerhalb von sechs Monaten. Jetzt, wo ich diesen Text nochmal lese, tut mir die Ingrid von damals sehr leid. Sie war wie gefangen in einer Welt, in die sie nicht mehr hineingepasst hat.. Und sie wusste einfach nicht, wie sie ausbrechen sollte. Es ging auch wirklich nicht. Dort gab es keinen Ort mehr, an dem sie gerne war, niemanden, der ein guter Freund für sie war und keinen Raum für ein eigenes, individuelles Leben. Für Freiheit. Für Entwicklung und Veränderung.
Inzwischen – in Hamburg angekommen – fühle ich mich ein bisschen wie ein kleiner Vogel. Ich kann tun und lassen was ich will. Ich darf nur herumsitzen und so langweilig sein, wie ich will. Und ehrlich gesagt, macht mich das langweilig sein ziemlich glücklich.
Also liebe Internetmenschen.
Lasst euch nie nie niemals sagen, dass ihr langweilig seid. Wenn ihr etwas tut, das ihr nicht langweilig findet, dann ist es auch nicht langweilig. Denn es ist euer Leben und ihr lebt, um glücklich zu sein. Nicht um cool zu sein. Oder um aufregend zu wirken. Exist to be happy, not to impress!
Linda
Ist zwar schon älter, aber irgendwie bin ich gerade auf diesen Beitrag gestoßen. Ich bin gerade in exakt derselben Situation. Vor ein paar Jahren habe ich noch alle verurteilt, die am Samstagabend „zu müde“ zum feiern waren – jetzt bin ich selbst total bequem und fühle mich im Vergleich zu meiner Mitbewohnerin, die 3x die Woche erst Mittags nach Hause kommt, super langweilig. Dein Text hat mich irgendwie aufgebaut und mir geholfen, das aus einer anderen Perspektive zu sehen – danke 🙂