Meine liebsten Leser. Ihr seid wirklich die tollsten. Vielen vielen Dank für eure Kommentare unter dem letzten Blogeintrag. Ihr gebt mir Mut, meine Gedanken auszusprechen. Darum möchte ich jetzt die ganze Geschichte mit Nouki aufschreiben, für mich, für euch und evtl. für einen Hundepsychologen oder für zukünftige neue Eltern.
Wie der Anfang mit Nouki war
Unser aller erster Fehler war: Wir haben sie viel viel viel zu schnell abgeholt. Sie war nur einen einzigen Tag in der Pflegestation. Die dumme Pflegerin meinte, es wäre besser für Nouki, weil sie sich dann nicht erst an die Pflegestation gewöhnt. Aber hätten wir länger gewartet, hätte sie uns vielleicht sagen können, welche Probleme wir mit Nouki mitnehmen…
Ich könnte mich im Nachhinein dafür soooo schlagen. Wieso sind wir nicht auf die Idee gekommen, dass ein 5-jähriger Straßenhund aus Rumänien traumatisiert sein könnte und Probleme bereiten könnte, die uns überfordern? Ganz ehrlich, ich hab daran keine Minute gedacht. Ich hatte nur Gedanken an die üblichen Dinge: Haben wir genug Zeit um immer mit ihr Gassi zu gehen? Wie wird die Eingewöhnung mit den Katzen sein? Werde ich ihr schön alles beibringen können und sie auslasten können und blablabla?
Als wir sie abholten, wirkte sie KOMPLETT NORMAL. Ihr könnt die Aufnahmen auch noch auf Youtube sehen, glaube ich. In dem Video „Haben wir etwa ein Hundi?“. Sie hatte keine Angst vor den anderen Hunden oder vor uns oder anderen Leuten die dort rumliefen oder vor den Pferden. Sie SPIELTE MIT DEM BALL DEN WIR IHR ZUWARFEN!!!!!!!!! SIE HAT IN DEN FÜNFZEHN MONATEN DIE WIR SIE HABEN VIELLEICHT DREI MAL MIT EINEM BALL GESPIELT!!!!!!!!!!! Ich hab mal gesagt, dass das Ballspielen für mich der Auslöser war, dass ich sie wollte. Es war so unendlich süss wie sie dem Ball hinterherrannte und ihn wieder herbrachte und wie verspielt sie war.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie hat uns komplett verarscht. Sie schien wie ein ganz normaler, lieber Hund. Und dann kam… der Höllenhund aus ihr raus -.- Diese Bezeichnung hab ich eine Zeit lang spaßeshalber benutzt. Inzwischen ist es aber nicht mehr witzig 🙁
Also… als wir dann Zuhause ankamen, merkten wir ziemlich schnell, dass sie vor vielen Dingen Angst hatte. Wir waren schon ein bisschen überrascht, aber wir dachten: Sie kennt das halt nicht, sie muss das alles erstmal kennenlernen. Sie hatte Angst vor ihrem Spiegelbild im Fernseher, im Ofen und in der Balkontür. Vor Treppen: Am Anfang musste Jürgen sie hoch und runtertragen, bis wir endlich den Trick herausfanden. Vor der Wohnungstür: Sie wollte partout nicht da durchlaufen und es dauerte ewig bis wir es geschafft hatten, dass sie ihre Angst davor verliert. Vor ALLEN möglichen Geräuschen: Tausend Mal am Tag sprang sie vom Sofa auf mit gespitzten Ohren (manchmal hörten wir die Quelle und manchmal nicht) und fing an, im Kreis zu laufen wie eine Verrückte. Von selbst hörte sie nicht auf, man musste ihr dann zehn Mal befehlen, aufzuhören oder sie festhalten. In Momenten der Angst bedeuten Befehle für sie NICHTS.
Nach ein paar Monaten
Weiter geht’s. Nach ein paar Monaten kamen neue Probleme hinzu: Sie hatte ständig Durchfall und kotzte. Wir mussten einen Monat lang jeden Tag für sie Schonkost kochen: Reis mit Hühnchen und Hüttenkäse. Sie weckte uns JEDE Nacht, indem sie direkt vor unserem Bett im Kreis lief und nicht aufhörte. (Das war nicht mal kurz 5 min lang und dann konnten wir weiterschlafen. Das ging stundenlang!!!! Uns wecken durch rumlaufen. Wir befehlen ihr, sich wieder hinzulegen. Sie legt sich hin. Wir schlafen wieder ein. Sie weckt uns wieder indem sie im Kreis rennt. Und immer so weiter.)
UND. DAS ALLERSCHLIMMSTE: IHRE LEINENAGGRESSION.
Damit hat sie mich geknackt.
Ich muss gerade an Filme denken, in denen böse Menschen versuchen, einen Menschen zu brechen. Mein Wille einen Hund zu haben und mich um ihn zu kümmern, wurde mit der Leinenaggression gebrochen.
Warum war und ist die Leinenaggression so schlimm für mich? Weil es mir den Hauptgrund genommen hat, warum ich einen Hund wollte: Ich wollte mit ihm in die Natur. In den Park, an den See, mit ihm auf der Wiese liegen und ihn einfach überall hin mitnehmen! Ausflüge machen an der Ostsee, die nur eine Stunde von uns entfernt ist. Aber wisst ihr, was stattdessen der Fall ist? Seit ich Nouki habe, bin ich vielleicht halb so viel in der Natur wie davor. Denn wenn wir mit ihr unterwegs sind, zieht sich alles in mir zusammen und ich spüre puren Stress. Jedes Mal ist die Hoffnung da, dass sich etwas verbessert und jedes Mal wird sie zerschmettert.
Vielleicht könnt ihr euch das nicht vorstellen. Ein Freund sagte erst gestern „bestimmt könnt ihr mit ihr an den See“. Ich schildere euch mal unseren letzten See-Versuch. Wir fuhren mit dem Auto hin und normalerweise hat sie kein Problem mit dem Auto. Wir parkten extra ein bisschen weiter weg, damit sie nicht sofort mit Menschen und Hunden konfrontiert wurde und wir uns langsam vortasten könnten. Als wir ausstiegen, benahm sie sich schon total seltsam. Die Irrenanstalt-Nouki war wieder am Start. Obwohl es eigentlich nichts gab, was ihr Angst einflößen konnte. Keine Menschen, keine Hunde, kein Lärm. Es war einfach eine unbekannte Umgebung.
Sie zog an der Leine, lief kreuz und quer als hätten wir ihr noch nie Leinenführigkeit beigebracht. Wenn wir sie hinsetzten um sie zu beruhigen, nahm sie kein Leckerli und schaute nur wie wild in der Gegend herum. Wir liefen trotzdem weiter, denn vielleicht würde sie sich ja gewöhnen. Bei dem ersten Hund, den sie sah, ist sie komplett ausgerastet. Obwohl er 50 m weit weg auf einer anderen Straßenseite war. Wenn sie „ausrastet“, dann scheint es, als würde sie direkt aus der Hölle kommen. Sie bellt unglaublich laut und aggressiv, fletscht die Zähne, schmeisst sich gegen die Leine, so stark dass sie Saltos schlägt und das Halsband fast abgeht. In diesem Zustand kann ich sie kaum zurückhalten, geschweige denn in eine andere Richtung ziehen, um weg von dem anderen Hund zu kommen (obwohl sie überhaupt nicht aussieht als wäre sie so stark).
Achja, zu diesem Zeitpunkt waren wir noch nicht einmal am See angelangt und ich wollte schon losheulen. Ihr müsst auch wissen, dass in Hamburg etliche Hunde rumlaufen. Man kann nicht an den See gehen, ohne in einer Stunde 30 anderen Hunden zu begegnen. Nachdem wir dann nochmal zwei Aggressionsanfälle über uns ergehen lassen mussten, drehten wir um und gingen nach Hause.
So sahen unsere Sonntag Nachmittage aus.
Und deswegen sollte ich mir einen Hund geholt haben?
Und so sah auch jedes Gassigehen aus. Purer Stress anstatt Energie auftanken bei einem langen Spaziergang. In unserer Gegend lauert an jeder Ecke ein Hund. Man muss immer gefasst sein auf den nächsten Ausraster. (Wir haben übrigens unendlich viel geübt, um die Leinenaggression in den Griff zu kriegen, aber nichts hat etwas gebracht.) Und vielleicht können manche Menschen gut damit umgehen (z.B. Jürgen), aber für mich war es schrecklich. Ungefähr im März fing ich dann an, mich komplett zurückzuziehen. Ich sagte zu Jürgen, ich könne das nicht mehr aushalten und wenn er sie so liebt und behalten will, dann muss er sich um sie kümmern. Seitdem geht er zu 80 oder 90% alleine Gassi und ich merke kaum, dass ich überhaupt einen Hund habe.
Und ich frage mich: Sollen so meine nächsten 10 Jahre aussehen? Einen Hund in meinem Zuhause haben, der mich verrückt macht und dem ich so gut es geht aus dem Weg gehe? Bei dem ich jedes Mal ein Stich im Herzen spüre, wenn ich ihn anschaue, weil ich weiß, ich sollte ihn viel mehr lieben und viel mehr mit ihm unternehmen? Weil ich weiß, so ist das nicht gedacht… eine Hund-Mensch-Beziehung?
Es gibt bestimmte Gründe, warum man sich einen Hund wünscht.
Und alle meine Punkte werden von Nouki nicht erfüllt…
Ich wollte einen Hund, um mehr in der Natur zu sein und stundenlange Spaziergänge mit ihm zu machen. Am liebsten auch Fahrrad zu fahren oder zu joggen. Ich wollte mit ihm überall hingehen, an den See, in Parks, ins Café.. Ich wollte einen kleinen besten Freund, der immer an meiner Seite ist. (Da habe ich ja schon erklärt, wieso das nicht funktioniert.)
Ich wollte mit ihm Ball spielen, Stöckchen werfen und zusehen wie er im Wasser plantscht. -> Wenn wir unterwegs sind, ist sie irgendwie wie gelähmt… Zuhause will sie ständig spielen!! Mit Bällen, Kuscheltieren, mit uns.. mit allem! Aber kaum sind wir draussen, ist sie wie ausgewechselt. Nicht nur an der Leine, sondern auch wenn wir frei auf Hundeplätzen sind… Wenn ein Hund zu ihr kommt, hat sie Angst und rennt weg; sie schnüffelt 50m von uns entfernt alleine im Gras herum, während alle anderen Hunde miteinander spielen und total wild auf Bälle und Leckerlis sind und im See schwimmen. Sie macht nichts. Auch wenn wir mit mehreren Hunden spazieren gehen, bleibt sie ständig zurück und läuft einfach nicht mit uns mit. Als wäre sie gar kein Rudeltier. Dann denke ich immer? Was habe ich da für einen Hund? Was stimmt hier nicht?
Ich wollte mit ihm abends auf dem Sofa kuscheln können und zusammen Nickerchen machen. (Was aber der unwichtigste Punkt ist.) -> Nouki ist auch sehr komisch was körperlichen Kontakt angeht. Sie darf sich an dich anlehnen, da fühlt sie sich sicher. Aber sobald du versuchst, sie zu umarmen, steht sie auf, springt vom Sofa und guckt ganz komisch. Oder sie wird „wild“ und will spielen. Wenn es mal dazu kam, dass wir „kuschelnd“ dalagen, schaute sie die ganze Zeit unruhig hin und her, als würde etwas nicht stimmen. Bis sie nach zwei Minuten zu viel hatte und wieder wegrannte.
An dieser Stelle noch eine Info (ich weiß nicht ob ich es schon gesagt habe): Jürgen macht es gar nicht so viel aus, wie Nouki ist. Ihm ist es nicht wichtig, mit ihr viel in der Natur zu sein oder mit ihr draussen zu spielen und ihn machen auch die Aggressionsanfälle oder ihre Angst nicht fertig. Also würden wir sie nur wegen mir weggeben! (Aber vielleicht merkt er dadurch auch nicht, dass ihr etwas fehlt… Er würde die Situation akzeptieren, so wie sie ist… aber vielleicht wäre das für sie gar nicht gut! Ein Hund will doch ausgelassen und angstfrei sein und ganz viel draussen spielen!)
Wir können einfach nicht mehr
Wisst ihr, ich glaube, man kann noch Fortschritte mit ihr machen und das Zusammenleben stark verbessern. Aber das Problem ist: Wir können einfach nicht mehr.
Diese ganzen Dinge, die wir in den Griff kriegen mussten, haben uns so viel Zeit und Energie gekostet. Wir mussten schon außerhalb der „normalen“ Anstrengungen, die ein Hund mit sich bringt, soo viel Energie und Nerven aufwenden…
Und dann kommt noch dazu, dass unsere Lebensumstände sich SO verändert haben! Wir haben beide einen Teilzeitjob und Jürgen arbeitet NONSTOP an seinem Server (mit dem er auch schon gutes Geld verdient). Ich struggle weiter mit meiner Kunst und will mir jetzt auch noch einen Homeoffice-Job suchen, weil wir ja nicht in Hamburg bleiben wollen und ich im Ausland nicht so einfach einen Job finde. Und wir sind BEIDE. PSYCHISCH. AM ARSCH!!!!!
Seit meine Therapie zu Ende ist, habe ich das Gefühl, als würde ich immer tiefer in ein Loch fallen. Immer öfters habe ich „Nervenzusammenbrüche“, in denen ich heule und einfach nur sterben will. Ich hab das Gefühl, in diesem Leben hier gefangen zu sein. Ohne einen Beruf den ich mag. Ohne Geld. Ohne Freunde. Ohne Familie. Ohne Jürgen, denn er hat kaum noch Zeit für mich. Und ohne einen Hund, der „für mich da ist“ und mir Kraft gibt.
Wie soll man in so einem Zustand noch Kraft aufbringen, sich um seinen traumatisierten Hund zu kümmern?
Das klingt jetzt danach, als wäre es ganz klar. Dass es gar nicht anders geht, als sie wegzugeben. Aber so klar ist das nicht… 🙁
Wieso ich sie nicht einfach weggeben kann… MEIN ZWIESPALT
So, das ist die Hintergrundgeschichte. Jetzt wisst ihr, warum ich so verzweifelt bin. Jetzt will ich euch von meinem Zwiespalt erzählen und wieso ich sie nicht einfach weggeben kann.
Der aller erste Punkt: Jürgen liebt sie SO sehr und ihm würde es das Herz brechen. Mir kommen die Tränen wenn ich nur daran denke… Bei Jürgen ist es so… Er liebt sofort und bedingungslos. Er hat sie schon am ersten Tag geliebt und seitdem ist seine Liebe nur noch gewachsen. Die zwei kommen mir auch vor wie ein Herz und eine Seele. Und manchmal denke ich: Ich sollte mich einfach verpissen, weil ich die dumme Hexe bin, die alles kaputt machen will.
Zweitens: Sie hat sich schon in so vielen Dingen verbessert (z.B. das Rumrennen in der Wohnung) und was wenn sie sich weiter verbessert? Die Dinge, die jetzt noch übrig sind, könnten weggehen, wenn wir nicht mehr in der Großstadt wohnen. Also ihre Leinenaggression und ihre Angst und ihre „Starre“ wenn wir draussen sind.
Im August waren wir an einem Hundestrand mit Freunden und deren zwei Hunden und nach zwei Stunden war sie entspannt und SPIELTE und sie HOLTE SOGAR EIN STÖCKCHEN!!!!!!!! Ich bin fast umgefallen als ich das sah. Was ist mit solchen Fortschritten? Oder sind das überhaupt Fortschritte…? Oder einfach nur ein einmaliges Ausbrechen aus ihrem komischen Verhalten, so wie damals als wir sie auf der Pflegestation besuchten und sie mit uns Ball spielte? Heute versuchte ich wieder, sie draussen zum Spielen zu animieren, aber es hat nicht funktioniert. Sie stand wieder nur in der Gegend rum. Obwohl ich echt gut bin. Im Animieren. 🙁 Aber, letzte Woche hat sie ein paar Mal Hunde die vorbeikamen NICHT angebellt. Vielleicht war das der erste Schritt zur Änderung?
Was wenn wir nicht genug gemacht haben? Wir waren nie in einer Hundeschule (wir hatten nur diese Online-Hundeschule) oder bei einem Tierpsychologen. Vielleicht gibt es ganz bestimmte Gründe für ihr Verhalten! Vielleicht kann ein Tierpsychologe herausfinden was sie hat und uns beibringen wie wir es ändern können! Noch vor einem halben Jahr hatten wir nicht mal die Möglichkeit, zu einem Tierpsychologen zu gehen, weil wir einfach keinen Cent übrig hatten. Jetzt haben wir aber ein bisschen Geld und könnten es eigentlich machen. Die Frage ist da aber: Haben wir noch Energie und Hoffnung? Und wollen wir über 1000€ da reinstecken (Geld, das wir eigentlich für unsere Zukunft gespart haben, damit wir endlich von Hamburg raus können), obwohl wir nicht sicher sind, dass es etwas bringt? Denn die Stunden sind sowas von überteuert und als ob 3 Stunden für sie reichen würden.
Ich weiß wirklich ÜBERHAUPT NICHT weiter. Meine Gedanken spielen Pingpong und immer wenn ich zu einer Sache tendiere, will ich doch die andere.
Gestern habe ich ein Youtube-Video gesehen, dieses hier: „Should you rehome your dog? I did…“
Und der Typ sagt nach einer Weile so einen Satz…. „Just go inside yourself and do your best to find whatever answer is honest and truthful… but not that makes you feel good.“ (Also man soll eine Entscheidung finden, die sich ehrlich anfühlt… Man soll ehrlich mit sich selbst sein.. Und nicht etwas entscheiden, nur weil es sich besser anfühlt, z.B. damit man kein schlechtes Gewissen hat.)
Und wenn ich das mache, dann weiß ich, was ich will… Wenn ich einfach nur höre, was meine tiefste innere Stimme sagt. Sie sagt: Ich will nicht mehr. Ich will einfach nicht mehr. Und dann weint sie.
Ich habe das Gefühl, es war zu viel. Wenn ich sie sehe, fühle ich nur noch Stress. Und inzwischen, da die Gedanken über das Weggeben konkreter werden, ein unendlich schlechtes Gewissen… 🙁
Ja ich weiß, sie würde glücklich werden in einem neuen Heim. Am besten ein Heim mit Menschen, die sich sehr gut mit Hunden auskennen. Die schon einen Hund haben (sie LIEBT es über alles, mit manchen Hunden zu spielen) und vielleicht auch Kinder. Die einen riesen Garten haben und auf dem Land wohnen.
Aber trotzdem. Diese Gedanken bringen nichts ? Wenn ich ihr Gesichtchen sehe und ihre unschuldigen Augen… Sie kann überhaupt nichts dafür………. Und dann denke ich: Ich DARF sie einfach nicht aufgeben!!!! Ich muss alles tun damit es gut wird zwischen uns!!!
Auch wenn sie mich verrückt macht, hab ich sie doch trotzdem so lieb…
Wenn sie friedlich auf dem Balkon liegt, zusammengerollt wie eine kleine Katze… Wie jetzt genau in diesem Moment. Wenn sie freudig herumspringt wie eine Bekloppte, weil es gleich Futter gibt. Wenn sie mit ihrem Schwänzchen herumwedelt, weil wir von der Arbeit nach Hause kommen. Und wenn sie hochspringt und ihre Pfoten zu Sternchen werden und sie so ein glückliches Gesichtchen hat……
Wenn ich DAS sehe, ist es unmöglich sie wegzugeben.
Also was soll ich bloß tun. Ich kann gar nichts tun. Weil ich wie erstarrt bin. Erstarrt in einer Lebenssituation, die ich nicht ändern KANN, egal in welche Richtung…
Soll ich euch sagen, was ich am aller allerliebsten tun würde? Was einfach mein Herz sagt, ohne irgendwelche Gedanken? Bestimmt lacht ihr darüber… Aber ich würde am liebsten nächsten Frühling die Wohnung hier und das Leben in Deutschland aufgeben. Mit Jürgen und den beiden Katzen in einen Van ziehen und Europa bereisen. Es hört sich verrückt an aber ja es geht mit Katzen, wenn man sie ganz langsam daran gewöhnt und ganz oft draussen ist, mit Halsband + GPS Tracker rauslässt oder mit einem Geschirr+langer Leine. Vielleicht würden die Katzen das sogar mehr lieben, als hier nur immer in einer Wohnung eingesperrt zu sein. Und dann würden wir immer zwei Wochen an einem Ort bleiben, der uns gefällt. Und nach einem Jahr würden wir uns einen Platz suchen, der uns besonders gefallen hat, z.B. in Schweden. Und wir suchen uns ein Häuschen und bleiben dort. Das ist mein Traum.
Dorina
Ach je, liebe Ingrid, es zerreißt einen ja das Herz, das zu lesen. Aber es ist der Zeitpunkt gekommen, wo du das nicht mit dir allein ausmachen solltest.
Nouki hat 5 Jahre lang wer-weiß-was erlebt. In einer Lebensphase, die sie tief prägt. Ganz offensichtlich durfte sie nicht erfahren wie es ist, sich sicher fühlen zu dürfen und zu vertrauen. Das sind Grundbedürfnisse, die so unglaublich wichtig sind für Tiere und für Menschen. Es wäre großartig, wenn so ein Defizit einfach mit einer neuen (bzw. überhaupt mal einer) Familie behoben wäre.
Wie du anfangs schon schreibst: ja, es war blauäugig, sich einen Hund mit unbekannter Vorgeschichte und unklarer Psyche zu nehmen. Und noch viel blauäugiger zu denken, ein schönes Zuhause und Spaziergänge muss doch jedem Hund alles vergessen lassen. Ich bin kein Psychologe, aber ich kann mir vorstellen, dass man die Grundbedürfnisse nach Maslow nicht nur auf uns, sondern auch auf Nouki anwenden kann. Und erst wenn die gestillt sind, kann doch ein Hund erst kreativ und mutig und spielfreudig sein.
Nouki zu lieben reicht möglicherweise nicht aus. Möglicherweise braucht sie professionelle Hilfe. Ich muss dazu sagen, ich habe keinen Hund und kann nicht einschätzen, welche Möglichkeiten es gibt. Laienhaft würde ich denken, es gibt Beratungsangebote bei Psychologen oder in Tierheimen, wo man zusammen mit Profis drüber reden kann, was ein guter Weg für Nouki wäre. Also eine Einschätzung ohne gleich hunderte von Stunden zahlen zu müssen.
Und wenn die Empfehlung ist, dass sie eine Therapie braucht und ihr das Geld nicht habt, denke ich schon, dass Weggeben eine Option ist, um die ihr nicht herum kommt. Denn sonst verweigert man ihr ja Hilfe.
Natürlich wollen Psychologen und Hundeschulen „Kunden“ haben, aber wenn du eure Situation schilderst und klarmachst, welche Mittel ihr habt und es darum geht, eine gute Entscheidung für Nouki zu treffen, solltet ihr gemeinsam eine Antwort finden.
Das wünsche ich euch sehr!
Und es gibt überhaupt keinen Grund, sich schlecht zu fühlen, weil du dir Gedanken um dein Wohl und ihr Wohl machst! Es wäre schlimmer, wenn du das ignorieren würdest und dich damit zufrieden gibst, dass sie jetzt nur noch in der Wohnung bleibt. Das hilft niemandem.
Ich drücke die Daumen, dass ihr eine Lösung findet!
Ingrid Cat
Ich kann gar nichts mehr dazu schreiben weil mich das Thema einfach nur fertig macht.. ich muss mich jetzt erstmal beruhigen und einen klareren Kopf kriegen… dann werden wir entscheiden ob wir entweder noch Geld (Trainer oder Psychologe) und Energie reinstecken oder ob Schluss ist… Aber so weitermachen wie bisher werden wir nicht
🙁
Dorina
Wäre das hier was für euch?
https://www.ziemer-falke.de/kostenlose-beratung-bei-verhaltensproblemen/
Käthe
Oh, liebe Ingrid, das hört sich gar nicht gut an. Ich kann euch nur eine Hundeschule empfehlen, dort lernt Noukie unter Aufsicht sich zu sozialisieren und ihr auch richtig mit ihr umzugehen. Eine richtige Hundeschule. Da braucht ihr keinen Hundepsychologen für anzuheuern. Manchmal sind Hunde mit ihren Aufgaben unter- oder überfordert, genau wie sein Mensch auch. Das Problem ist, der Hund wird nicht richtig verstanden und der Mensch überträgt sein Gefühl auf den Hund, dadurch wirkt es noch schlimmer, als es eigentlich ist. Da hilft eine Hundeschullehrerin um wieder klaren Kopf zu bekommen und das Problem richtig anzugehen. Beim Aussie meiner Schwester lag es nur am falschen Futter, an der mangelnden geistigen Beschäftigung und an der Impulsivität meiner Schwester. Bevor das nicht geändert wurde, war der Hund fürchterlich hyperaktiv und fiel in eine Starre, wenn andere Hunde ihm entgegenkamen. Auch war an der Leine kein Geschäft möglich und er zog wie ein Ochse, das war auch kein Spaß.
Inzwischen geht er zweimal die Woche zur Hundeschule. Einmal um Gehorsam und Sozialkompetenz auszubauen, das zweite Mal zum Agility. Der Hund ist wirklich tiefenentspannt geworden, mein Opa kann mit ihm Rad fahren, er hört in jeder Situation und kann problemlos an anderen Hunden vorbei.
Mit Noukie bekommt ihr das ganz sicher auch hin. Kopf hoch. Gebt Ihr Zeit und holt euch Hilfe von einer erfahrenen Hundetrainerin, die vor Ort helfen kann. 🙂
Liebe Grüße,
Käthe
Ingrid Cat
Eine Hundeschule ist genauso teuer wie ein Hundepsychologe, ich hab schon stundenlang nach beiden gesucht. Zwei mal die Woche zur Hundeschule kostet in Hamburg mindestens 120€… Keine Ahnung wer sich das leisten kann… Und ich hab ja gesagt, dass unsere Energie am Ende ist…
Aber ich werde mich jetzt erstmal beruhigen, denn ich hab mich in der letzten Zeit zu sehr da reingesteigert.. und dann mit klarerem Kopf entscheiden wie es weitergeht..
wideeyedtree
Liebe Ingrid! Ich verstehe dein Dilemma nur zu gut! Denn mein Freund und ich haben auch einen Problemhund, mir sind all die Verhaltensweisen von Nouki also sehr bekannt und wir mussten unser Leben total nach dem Hund ausrichten, da wir alles mögliche versucht haben, aber die Grundproblematik geblieben ist. Es gab schon Besserungen, aber nicht so stark wie wir es erhofft hätten. Oh, wie oft bin ich an der Situation verzweifelt! Bei unserem Hund scheint die Ursache das zu frühe Weggerissen werden von seiner Mutter zu sein. Das sitzt einfach tief, dieses Trauma. Er war von Anfang an extrem anhänglich und konnte sich nicht auf seinem Platz entspannen. Alles mit neuen Menschen, oder draussen war Stress und ich wollte eigentlich auch einen Hund, den ich überall mitnehmen kann, weil ich so gern in der Natur bin. Irgendwann blieb mir nichts anderes übrig als einfach nachzugeben, zu akzeptieren, dass es eben ist wie es ist. Ich könnte ihn nicht weggeben, denn ich selbst bin auch nicht der Mensch, den sich zb meine Eltern gewünscht haben. Ich bin auch nicht die Norm, bzw jemand der nur „unproblematisch“ ist. Bei seinem eigenen Kind kann man es sich ja auch nicht aussuchen wie es mal wird und muss vieles annehmen lernen. Es kann auch krank oder behindert sein, da ist man noch eingeschränkter! Ja, unser Hund ist nun 11 Jahre! Ich habe viel gelernt durch ihn! Natürlich hätte ich mir vieles anders gewünscht und sehne mich manchmal danach „freier“ zu leben, weil ich so vieles nach ihm richten „muss“ oder eben „will“, weil ich will, dass es ihm gut geht. Aber die Liebe ist trotz allem immer mehr gewachsen, und auch ich bin durch alles mit ihm gewachsen. Ich möchte dich nicht in deiner Entscheidung in eine Richtung lenken, doch glaube ich, dass gewisse Situationen in unser Leben kommen, damit wir eben daran wachsen und lernen und wenn wir uns frei machen aus diesen Situationen dadurch, dass wir sie eben nicht annehmen und aus unserem Leben entfernen, so glaube ich, dass uns das Leben dann erst ähnliche „Probleme“ in anderer Form bringt. Was ich mit Sicherheit in diesem Leben erkannt habe ist, dass wir vor keiner Lernerfahrung dauerhaft weglaufen können – leider! (oder gottseidank?)
Natürlich weiß ich nun auch so vieles besser, worauf wir schauen hätten müssen beim Anschaffen des Hundes, aber ja, später ist man halt immer klüger. Ich wünsche euch trotzdem von Herzen, dass ihr einen Weg findet, besser mit allem umgehen zu können! Alles Liebe, du bist nicht allein!