November
Jeder Tag läuft irgendwie gleich ab. Mein Wecker klingelt um 08:30 Uhr und um 09:00 Uhr. Eins der Kätzchen sitzt neben mir und wartet darauf, gestreichelt zu werden. Bis ich es geschafft habe aufzustehen, ist 09:45 Uhr geworden. Ich gehe ins Bad, ziehe meinen von der Heizung gewärmten Bademantel an und schließe ab, brauche kurz meine Ruhe. Erstmal Toilette. Danach mache ich mir mit meinem schwarzen Haarreif die Haare aus dem Gesicht, wasche mich gründlich mit warmem Wasser. Das ist der beste Teil. Ich lasse nebenher ein Youtube-Video laufen, um ein bisschen abgelenkt zu werden vom grauen Wintermorgen. Die Zähne werden geschrubbt, die Haare gekämmt. Langsam fühle ich mich wacher und wacher und sehe wieder aus wie ein Mensch anstatt einer Hexe. Den Raum der Ruhe muss ich jetzt verlassen und mich dem Gemauze der Katzen hingeben, sie wollen frühstücken. Ich erfülle ihren Wunsch, lüfte die Wohnung und mache das Katzenklo sauber. Das ist der schlechteste Teil. Inzwischen habe ich den Ofen lange genug vorgeheizt und kann meine Lieblings-Aufbackware hineinschieben: Mini-Laugen-Variationen. Ich stecke Wäsche in die Waschmaschine und schalte sie ein, das mache ich sehr gerne. Nachdem ich noch das Geschirr vom Vortag fertig geputzt habe und die Kaffeemaschine einen Chai-Tea-Latte zubereitet hat, kann ich endlich frühstücken. Auf den Part freue ich mich schon die ganze Zeit. Ich setze mich an den Frühstückstisch im Wohnzimmer, hülle mich in eine warme Decke und schalte Friends ein. Ich habe alle Staffeln in einer Box geschenkt bekommen. Ich frühstücke die Laugen-Dinger mit Kaergarden-Margarine und schlürfe mein heisses Getränk. Ich bin süchtig nach diesem Getränk und brauche es jeden Morgen. Nach zwei Folgen sollte ich einige Erledigungen hinter mich bringen. Entweder ich halte Telefonate, bastle an meinem Kalender rum oder mache etwas im Haushalt. Es gibt immer etwas zu tun. All unsere Möbel und Umzugskisten sind erst vor kurzem angekommen, also kann ausgepackt, eingeräumt, Müll weggeschmissen und geputzt werden. Die Katzen, die während meines Frühstücks geschlummert haben, kommen dann neugierig angerannt und wollen genau sehen was ich mache. In jedem Karton müssen ihre Nasen gesteckt haben und an jedem Gegenstand müssen sie sich mindestens einmal gerieben haben. Zwischendurch schnappe ich mir die weiche Emma und drücke ihren kleinen Körper an mich, um Liebe zu spüren. Nach einiger Zeit bin ich müde und lege mich auf’s Sofa. Meistens schnappe ich mir ein Buch und Emmchen, und hoffe, dass die weiche Wolldecke sie zum Bleiben überzeugt. Und ja, die weiche Wolldecke ist wirklich gut darin. Emmchen tritt mit ihren Beinchen auf der Decke herum – also auch auf mir – und legt sich dann in meinen Schoß um sich zu waschen. Ich lese “Die Wand” von Marlen Haushofer und streiche mir sehr viel an, weil ich das Buch sehr liebe. Vielleicht kennt ihr den Moment, in dem man merkt, wie kostbar das Buch ist, das man vor sich liegen hat.. und wie es sich in euren Händen von einem Buch in einen wertvollen Schatz verwandelt. Wenn das passiert, fürchte ich die letzte Seite und damit das Auftauchen aus einer anderen Welt, den Abschied von vertrauten, mir an’s Herz gewachsenen Charakteren.. Nachdem ich gelesen habe, höre ich wie ein Schlüssel versucht, die Wohnungstür zu öffnen, was ihm aber nicht gelingt, weil mein eigener Schlüssel immer von innen steckt. Ich laufe freudig zur Tür und begrüße meinen über alles geliebten Dummi. J.
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