Er sitzt auf dem Bett, ist so enttäuscht von mir. Verzweifelt stützt er seinen Kopf in seine Hände und schreit: „Wieso willst du nur Schriftstellerin werden!! Bring dich lieber um als… das!!!“ Ich stehe nur da… und bin gelähmt.
Gott sei Dank wache ich in diesem Moment auf. Und realisiere, dass mein Vater nie nie niemals so etwas zu mir sagen würde.
Als ich das gerade schreibe, steigt ein Gefühl der Liebe in mir auf. Mein Vater meint das alles was er sagt nicht böse. Wenn er Dinge sagt wie „so ein Buch will doch niemand kaufen“, tut er das nur, weil er so feinfühlig ist wie eine Zwiebel. So war er schon immer. Und er kann nichts dafür…
Ich hab das Gefühl, als hätte ich das jetzt endlich verstanden. (Ich hoffe, diese Erkenntnis verschwindet nicht so schnell wie sie gekommen ist.) Seine soziale Kompetenz liegt bei Null – aber das heißt nicht, dass er mich nicht mehr liebt, wenn er mich mal wieder vor den Kopf stößt. Es heißt nicht, dass ich ein wertloses, nichtsnutziges Kind bin. Es heißt nicht, dass ich alles richtig machen muss. Das möchte er zwar, aber nur weil er will, dass mein Leben perfekt ist. Deswegen ist er mir gegenüber ein Realist – wenn nicht sogar Pessimist – und teilt mir sofort alle möglichen Nachteile mit, die eine Entscheidung von mir mit sich ziehen könnte.
Er ist ein sehr schlechter Gärtner. Da wächst eine kleine, verletzliche Blume in seinem Garten und er weiß nicht, wie er sie pflegen soll. Er will so sehr, dass die Blume weiter wächst und gedeiht, dass er ein Gewächshaus um die Blume herum baut. Kein Mensch soll aus Versehen auf sie treten, kein Tier auf sie pissen, es soll ihr nicht zu kalt sein und das Wasser kann er so selbst regulieren. Perfekt, oder?
Aber dadurch spürt die Blume den Wind nicht mehr… Sie wird nicht mehr von Bienen besucht und von Kätzchen beschnuppert. Sie ist zwar sicher, aber nicht mehr frei…
Und die Moral von der Geschicht‘: Er liebt sein Blümchen. Und würde niemals wollen, dass es stirbt. (Sorry, hat sich nicht gereimt.) Das darf ich nie vergessen. (Das dürft ihr nie vergessen!)
Und wenn die Blume groß genug ist, muss sie sich nicht mehr gefangen halten lassen. Sie darf ihre eigene Meinung haben, sie darf sich allen Gefahren dieser Welt aussetzen und ihr Leben selbst wählen. Gewiss darüber, noch immer wertvoll zu sein.
Pia
Ach Ingrid, du BIST doch schon Schriftstellerin!
Der Text berührt mich sehr, danke!
Fühl dich gedrückt!
Pia
Ingrid Cat
ohhhh DU LIEBE ❤️
Danke ❤️
Vicki (vickiitoriia)
Die Blumen Geschichte hat mich gerade so berührt, dass ich weinen musste. Ich sitze leider in einem Gewächshaus, das ich mir selbst erbaut habe :/
Danke Ingrid für deine tollen Worte!
Ingrid Cat
oh meine liebe!! Ich drück dich gaaanz fest <3 Und wir kommen aus dem blöden Gewächshaus raus!! ❤️
Franziska
Hab jetzt auch Pipi in den Augen weil es mich an meine Eltern erinnert :'( Aber schön, wirklich. Es stimmt, auf ihre seltsame Art lieben sie mich. Danke.
Ingrid Cat
ohhhh ❤️❤️❤️
Das müssen wir uns wirklich vor Augen halten, dass sie uns lieben ❤️