„Aber eigentlich bin ich genau in diesem Moment glücklich. Oder zufrieden. Oder wie auch immer man das Gefühl nennt, wenn es auf der Brust nicht drückt und weh tut.
Wenn es nicht drückt und weh tut, ist man dann zufrieden? ^^ Oder erst dann, wenn man dieses warme, schöne Gefühl spürt? Was meint ihr? Welches Gefühl ist es für euch? – Ausschnitt aus dem Blogpost „Der perfekte Ort & dumme Kommentare“
Diese Gedanken haben mich auf die Idee gebracht, ein bisschen mehr über Zufriedenheit nachzudenken und ein Zufriedenheits-Interview zu schreiben 😀 Hier ist es also:
Wann bist du zufrieden?
Hmm. Diese Frage ist schwer.
Eigentlich wollte ich sie mit einem Satz, einer Beschreibung, beantworten. Aber mir fallen nur viele verschiedene Situationen ein, in denen ich Zufriedenheit spüre:
- Ich bin zufrieden, wenn ich etwas tue, das Spaß macht, z.B. gerade hier mit J am Tisch zu sitzen und zu schreiben.
- Ich bin zufrieden, wenn ich produktiv bin oder war. Wenn ich nichts tue/ den Tag über getan habe, bin ich eigentlich nie zufrieden.
- Ich bin zufrieden, wenn ich etwas Schönes sehe, z.B. die kleine weisse Katze heute morgen oder den wunderschönen See Stor-en (etwas, das ich nicht jeden Tag sehe).
- Ich bin zufrieden, wenn ich merke, dass ich mich stresse und es dann hinkriege, damit aufzuhören und mich zu beruhigen.
Irgendetwas muss also sein, damit ich zufrieden bin. Ich kann nicht einfach nur dasitzen und zufrieden sein.
Braucht man etwas, um zufrieden sein zu können?
Dieses Interview ist schwieriger als ich dachte ^^ Ich wollte gerade schreiben: „Ich ja, aber im Allgemeinen würde ich definitiv nein sagen.“. Und ich wollte es damit begründen, dass auch afrikanische Familien, die arm sind und nichts von alldem haben, von dem ich schreibe, zufrieden sind. Dann bemerkte ich allerdings, dass sie etwas Grundlegendes haben, das glücklich macht: Familie.
Vielleicht brauche ich die ganzen Dinge, weil ich keine Familie in meinem Herzen habe. Keine Geborgenheit und kein Zusammenhalt, keine Sicherheit.
Aber wie können dann Mönche zufrieden sein, die keine Familie haben? Oder Reisende, die alleine sind? Vielleicht haben diese in ihrem Herzen die Geborgenheit. Oder: Für die Mönche ist die Zufriedenheit die Meditation. Für Reisende die Landschaften. Für afrikanische arme Familien die Familie.
Vielleicht hat jeder seine Sache, die er braucht, um zufrieden zu sein.
Ja, ich glaube, das glaube ich. ^^
Und was brauche dann also ich? Ich habe nicht die eine Sache, die mich zufrieden macht, oder? Es sind nur einzelne Momente. Glücksmomentaufnahmen.
Wie fühlt sich das Zufriedenheits-Gefühl an? Was spürst du?
Es fühlt sich warm an. Als wäre mein Herz umhüllt von Wärme und Liebe. Es ist ein Gefühl tief in meiner Brust. Und wenn es ganz stark wird, wackelt mein Herz hin und her, es rüttelt sich und springt, als würde es raushüpfen wollen. Das ist das aller schönste Gefühl, aber das würde ich nicht als Zufriedenheit definieren, sondern eher als reine Glückseligkeit. Zufriedenheit ist weniger intensiv.
Wie lange dauert es? Wann hört es auf?
Mein Zufriedenheits-Gefühl dauert nie sehr lange an. Es verschwindet und zurück bleibt entweder Nichts oder das Drücken. Das ganz schwach anfängt und immer stärker wird.
Wann es aufhört kann ich absolut nicht sagen. Vielleicht wenn der Zauber des Moments vorbei ist und meine schlechten Gedanken mich wieder einholen? [ACHTUNG, im nächsten Satz folgt ein Spoiler von Stranger Things – Staffel 2] Es ist, als wären die Gedanken kurz betäubt, wie das Monster aus Stranger things, das in Will drin ist und manchmal schafft Will es, es zum Schweigen zu bringen.
Hört es einfach so auf? Oder gibt es einen Grund?
Manchmal gibt es einen bestimmten Grund, den ich sofort bemerke. Aber meistens ist ein Grund, der erstmal verborgen liegt. Dann muss ich angestrengt darüber nachdenken, was denn überhaupt los ist. Warum die Zufriedenheit auf einmal abgehauen ist. Vorgestern war das der Fall und nachdem ich eine Weile analysierte, merkte ich, dass es am Druck und Stress lag, den ich mir selbst machte. (Und wenn ich so darüber nachdenke, geht es meistens um Druck und Stress…..)
Und da kommen wir auch schon zum Punkt „Unzufriedenheit“.
Wann bist du unzufrieden?
Genau das macht mich unglaublich unzufrieden. Ich glaube, Stress und Druck und „ich muss noch dies und das und jenes“ ist für mich der größte Unzufriedenheits-Faktor! Kein Wunder hatte ich ab 15 jahrelang Depressionen und Selbstmordgedanken. Denn damals hatte ich den größten Stress meines Lebens (für den ich aber nur selbst verantwortlich war). Und immer wenn ich eine große Krise hatte, war Stress mit im Spiel. Wie auch während meines Studiums, besonders am Ende des Bachelors. Und dann während der Masterarbeit. Und jetzt immer wenn ich mir zuviel vornehme. Ich habe auch das Gefühl, immer weniger Stress zu vertragen. (Es ist tatsächlich so, dass das eigene Stresslevel sinken/ sich verändern kann.)
Wie fühlst du dich jetzt im Moment?
Hmm.. Es geht mir weder gut, noch schlecht. Es ist dieses Leere mit ein wenig Drücken. Der Zustand, der am häufigsten auftritt. Aber da das Drücken schwach ist und nichts weh tut, komme ich mir ganz zufrieden vor.
Aber ist das wirklich Zufriedenheit?? „Wenn es nicht drückt und weh tut, ist das dann Zufriedenheit?“ …… Ich denke, nein! Ein positives Gefühl muss der Definition hinzugefügt werden!
Was ist Zufriedenheit? Meine Definition
Zufriedenheit ist ein nicht intensives (mildes) Glücksgefühl. Oder:
Zufriedenheit ist das Fernbleiben von Drücken und Wehtun in der Brust, während ein mildes Glücksgefühl spürbar ist.
Dein Fazit
Mein Fazit ist: ?
Ich mag das nicht. Warum bin ich so oft nicht zufrieden? Warum kommt dieses positive Gefühl so selten dazu? Oder ist das etwa normal?!?!?!?!
Ist es etwa NORMAL?!
Was wenn jeder so ist. Was wenn jeder eher neutral bis unzufrieden ist und nur manchmal, in besonderen Momenten, kommt das schöne Gefühl. Was wenn das das Menschsein ist?
…….. das würde mich traurig stimmen.
Ich will nicht hauptsächlich das neutral-unzufriedene Gefühl. (Wie sollen wir das benennen? Ich nenne es mittelgrau.) Ich will nicht immer mittelgrau. Ich will blaugrau und hellblau und weiss und gelb und gelborangerot. Okay, dass die Farbexplosion selten auftritt kann ich akzeptieren. Aber doch bitte ein bisschen öfters gelb.
Das ist ein dummes Fazit.
Was ist das Glücksrezept?! Ist es vielleicht Meditation? Oder ist es vielleicht der Glaube? Ich bin leider nicht gläubig, also ist es das hoffentlich nicht. Ist es Familie? Ist es vielleicht etwas, das nur bestimmte Personen erreichen können und ich, ein depressives Etwas, gehöre nicht dazu?
Oft… sehr oft, denke ich letzteres… 🙁 Ich denke, ich gehöre nicht dazu. Ich bin ein Steppenwolf. Mein Seelenfrieden ist verloren… oder war noch nie existent… Denkt ihr das kann sein? Dass die Seelen mancher Kinder so verformt werden, dass ihr Seelenfrieden für immer verloren ist?
Das ist noch immer ein dummes Fazit.
Und jetzt mag ich nicht mehr ^^
Katerina
Liebe Ingrid,
als ertes sehr schöner text, sehr schön formuliert, ich mag auch solche Interviews mit einem selber, das mach ich auch immer und ich muss sagen es hilft mir klarer zu denken.
Nun, ich glaube es ist nur eine sache die du selbst herausfinden musst, es gibt kein rezept für jedermann, es ist eine Herausforderung mit dir selber, eine Reise die Du mit Dir selber machen darfst! Menschen können oder sollten sogar nicht ausschliesslich der Anhaltspunkt deiner Zufridenheit sein, sie tragen nur dazu bei. Sowohl Materielle Dinge, sie verschönern das ganze. Wie Du schön beschrieben hast mit den Menschen zum Beispiel in Afrika. Und Familie ja das ist ein wunder punkt, aber sogar da kann man es schaffen nicht mehr so verletzlich zu sein. Und Nein ich denke nicht das Dein Seelenfrieden verloren ist, das streichst Du dir mal aus deinem Kopf. ☺
Wie gesagt es ist eine Reise zu dir selbst, Du darfst in dir selbst entdecken was gut für Dich ist, Dich lieben lernen und sagen „Ich genüge mir“ Ich wünsche Dir viel Glück und Liebe für Deine Seele.
P.s ich bin auch gerade auf dieser Reise und es tut so gut.
?
Cora
Langsam finde ich es echt ein wenig gruselig, wie ähnlich wir uns sind. Dieses Gefühl der Zufriedenheit hält bei mir auch nie lange an, ich „finde“ immer schnell etwas, was es zerstören kann: negative Gedanken, Sorgen, manchmal auch einfach so was wie Magenknurren. Vielleicht ist das „Rezept“ für Zufriedenheit, dass man sowas zur Seite schieben kann, sich quasi in dem Moment sagen kann „Jo, Negativität, ich merke, du willst was von mir, aber ich bin jetzt gerade noch ein Weilchen zufrieden, ich kümmere mich später drum!“. Vielleicht ist es das, was die Mönche tun? Ist das Meditation?
Ich glaube…hoffe…nein, GLAUBE jedenfalls nicht, dass Zufriedenheit ein Privileg ist, das nur bestimmte Menschen haben, auch wenn ich verstehen kann, dass es dir oft so erscheint (ist bei mir ja auch so). Ich glaube stattdessen, dass manche Menschen es besser gelernt haben, Zufriedenheit zu „erschaffen“…Zufriedenheit hat ja, gerade wenn sie sich so wie du es schreibt in so Momentaufnahmen zeigt, viel damit zu tun, im Hier und Jetzt zu sein und sich nicht über Zukunft oder Vergangenheit Sorgen zu machen…und ich glaube, um das zu können, ist ein gewisses Grundgefühl der Sicherheit oder so notwendig. Aber ich glaube auch, dass man das lernen kann. Auch wenn es schon unfair ist, dass wir uns das jetzt mühsam antrainieren müssen, wenn andere das in ihrer Kindheit so nebenbei gelernt haben 😀
Ich hoffe, das ergibt einigermaßen Sinn…irgendwie schaffe ich es nie, die ganzen Gedanken in meinem Kopf wirklich geordnet zu formulieren…