Diese großen und kleinen Kreuzungen im Leben kennen wir alle. Soll ich nach links oder nach rechts gehen? Soll ich erstmal stehen bleiben und abwarten? Oder vielleicht lieber diesen komischen dunklen Weg geradeaus nehmen?
In solchen Situationen suchen wir oft den Rat anderer Menschen, möchten ihre Meinung hören und herausfinden, was sie an unserer Stelle tun würden. Aber in Wirklichkeit wollen wir dadurch einfach nur erfahren, ob das, was wir uns im tiefsten Inneren wünschen, okay ist.
Aber brauchen wir wirklich eine andere Person, um uns für einen Weg zu entscheiden? Um zu wissen, was für uns das Richtige ist? Muss uns wirklich gesagt werden, dass unser Wunsch, unsere Entscheidung okay ist? Warum können wir uns das nicht einfach selbst bestätigen?
Oft kommt es mir so vor, als hätten meine Wünsche keine Daseinsberechtigung. Als wären sie etwas Schlechtes, Dummes, dass sich nur ein Kind ausdenken könnte. Und ein Kind sollte seine Eltern ja erstmal fragen, bevor es etwas alleine entscheidet. Also muss ich auch jemanden fragen, bevor ich entscheide.
Während meiner Therapie habe ich aber kapiert, dass in mir nicht nur das kleine Kindchen von früher lebt, sondern auch ein Erwachsener, der ganz genau weiß was er will und was ihn glücklich machen kann. Oder was er in dem Moment einfach tun muss. Dieser Erwachsene ist manchmal richtig weise und ich frage mich gerade, warum ich nicht einfach ihn um Rat frage, wenn ich vor einer schwierigen Entscheidung stehe. ^^
Hast du auch schon diesen weisen Erwachsenen in dir kennengelernt? Der nicht die Meinung deiner Familie und der Gesellschaft vertritt, sondern deine ganz eigene Meinung? Wenn nicht, dann geh mal auf die Suche nach ihm ^^ (Glaubenssätze ändern – Mehr Selbstliebe und Selbsterkenntnis)
Etwas ist nicht erst dann richtig, wenn uns jemand anderes das sagt. Sondern wenn wir es uns sagen.
Wir müssen lernen, dass wir ganz alleine die Macht haben, zu entscheiden. Egal um was es geht.
Soll ich Lehrerin werden oder es doch mit Fotografie versuchen? Soll ich etwas studieren was mich wirklich interessiert oder etwas das Zukunft hat? Soll ich die Prüfung verschieben oder bin ich dann faul und prokrastiniere nur? Soll ich mir den Mantel leisten oder lieber das Geld sparen? Soll ich nach Hamburg oder nach Berlin ziehen? Soll ich mir Katzen holen? Soll ich mit meinem Freund Schluss machen? Soll ich mit meinem besten Freund zusammenkommen? Soll ich in eine WG ziehen?
Unser ganzes Leben besteht aus Entscheidungen.. Wenn wir lernen, uns auf uns selbst zu verlassen, uns zu vertrauen, wird unser Leben viel leichter.
Wir haben weniger Zweifel, weniger Ängste.. Denn wir werden schon wissen, was gut für uns ist! Wir sind schließlich unser eigener bester Freund oder? Keine Eltern, Therapeuten, Lehrer, Freunde oder Internetmenschen müssen uns in unserem Vorhaben unterstützen. Nur wir allein. Und wenn es schief läuft, wissen wir, dass es in dem Moment einfach das Richtige war und die, die zu euch gehören, werden für euch da sein.
Wie kannst du dir also selbst den Rat geben, den du so dringend bei anderen suchst?
Manchmal brauchen wir uns nur die eine Frage stellen: Welche Antwort wünschen wir uns von den anderen?
Du könntest einen Text schreiben, in dem du das ganze Problem schilderst. Das verschafft dir Klarheit, denn manchmal ist man so tief drin in der Problematik und so verwirrt, dass man selbst nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist.
Danach stellst du dir vor, du würdest den Text einer Person zeigen, deren Meinung dir wichtig ist, z.B. deiner Mutter, deiner besten Freundin oder deinem Therapeuten. Vor welcher Antwort hättest du Angst? (Das zeigt meistens, was wir nicht möchten.) Und welche Antwort würdest du dir stattdessen wünschen? Schreib sie auf, denn meist zeigt diese was wir wirklich wollen, uns aber noch nicht eingestehen konnten.
Und wenn du dann realisierst, dass du genau weißt, welchen Weg du gehen möchtest, dann geh ihn! Trau dich, egal was andere dazu sagen oder was sie denken könnten! Denn du lebst nur ein einziges Mal und diese kurze Zeit hier, dein Leben, solltest du nicht damit verschwenden, nach der Vorstellung anderer zu leben.
Im nächsten Abschnitt gebe ich euch ein aktuelles Beispiel aus meinem Leben, das gut verdeutlicht, dass man sich eigentlich selbst die besten Ratschläge geben kann, wenn man sich selbst vertraut.
Meine derzeitige Weggabelung und meine Entscheidung
Heute auf Instagram habe ich euch um Rat gefragt, was ihr an meiner Stelle tun würdet. Nachdem ich den Text abgeschickt hatte, wusste ich ganz genau auf welche Antwort ich hoffte.
Ich wollte hören:
„Dass du dich noch ein Jahr lang durch den Job quälst, bringt doch gar nichts. Dir wird es immer schlechter gehen und am Ende hast du nichts erreicht, bist weder dem Traum des Schreibens, noch des Therapierens näher gekommen. Wenn du dich für das Schreiben entscheidest, wird es vielleicht erstmal ein harter Weg werden, der Erfolg wird nicht von heute auf morgen kommen, aber denk an den Film „Joy“. Wenn man einen Traum hat (und den sogar schon als Kind hatte), lohnt es sich, ihn zu verfolgen. Und wenn es am Ende nicht klappt oder du merkst, dass es dich doch nicht wirklich erfüllt, war es trotzdem die richtige Entscheidung, weil du DANN ganz sicher sein kannst, dass die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin das Richtige für dich ist. Und du weißt, dass du deinem Traum nachgegangen bist und wirst dich nicht für immer fragen „Was wäre gewesen, wenn ich es versucht hätte?“.
In einem Jahr kannst du dich noch immer umentscheiden und die Ausbildung machen. Bis dahin kannst du dich auch richtig um dich selbst kümmern, deine Therapie machen und gesund werden.“
Oh Gott, als ich das geschrieben habe, wusste ich genau, dass es DAS ist, was ich will! Ich hoffe wirklich, dass ich mich traue, dieser Entscheidung nachzugehen und dass ich keinen Rückzieher mache. Denn der Weg ist steinig, seeehr steinig. Aber wunderschön.
Wenn ich also jetzt weiß, dass mein Weg nach links gehen soll.. muss ich „nur“ noch herausfinden, wie ich die Steine aus dem Weg räumen kann. Das heißt, wie ich mein Geld verdienen kann.
Dann habe ich ja jetzt etwas zu tun ^^
Wenn ihr bis hierhin gelesen habt..
Steht ihr vielleicht auch gerade vor einer wichtigen Entscheidung?
Seid ihr schon so weit, dass ihr ganz auf euch selbst hören könnt oder braucht ihr auch immer die Meinung anderer?
Falls ihr diesen Tipp von mir mal anwendet, würde ich mich über einen Kommentar freuen, ob er funktioniert hat 😛
Bye bye und viel Spaß beim Entscheiden!
klauritsch
Ach das war wieder ein wirklich wunderbarer Beitrag und irgendwie sprichst du mir da aus der Seele..also ich bin selbst total in mir gefangen, was so Entscheidungen betrifft. Ich konnte mich mein ganzes Leben halt zu 100% auf meine Eltern verlassen und ihre Meinung ist für mich unendlich wichtig, aber ich ertappe mich dabei wie ich manchmal bei schwerwiegenden Entscheidungen total hilflos reagiere, überfordert bin, weine,meine Mama anrufe und Hilfe einfordere, anstatt mal rational zu sehen, und in mich reinzuhorchen. Aber in meinem Kopf ist halt gespeichert, dass meine Eltern bisher auch immer helfen konnten und Ahnung haben. Bisher bin ich bei vielem auch ganz gut damit gefahren, aber so schwerwiegendes wie mit meinem Studium war dann meine alleinige Aufgabe und es hat mich ja total aus der Bahn geworfen. Auch wenn es richtig war..ich muss mich trotzdem jetzt erstmal voll neu orientieren und gerade was meine Gefühlswelt angeht, da kann mir keiner helfen. Das kann nur ich allein und ich glaube deswegen fühl ich mich gerade wie auf Glatteis, weil ich das Laufen noch lernen muss. Hach – schöne Metapher 😀
ohjosephine
ohh vielen Dank <3 <3
Ich kann das total verstehen, dass man sich auf die Eltern verlässt, besonders wenn sie gute Ratschläge geben. Bei mir ist es so, dass ich gemerkt habe, dass die Ratschläge meiner Eltern ziemlich grottig sind und mich überhaupt nicht glücklich machen, sondern nur irgendwelche Regeln und Normen nachgehen.. Darum kann ich sie gar nicht mal um Rat fragen, was aber vielleicht gut ist, da das die Selbstbestimmung fördert..
Aber dass man erste hilflos und überfordert ist bei wichtigen Entscheidungen, ist glaube ich ganz normal! Ich hab mich ja jetzt fürs Kündigen entschieden, war aber davor tagelang total hilflos.. Vielleicht solltest du dir die "Erlaubnis" geben, erstmal hilflos zu sein, dir Zeit zu nehmen um alle Optionen in dir arbeiten zu lassen, bis du ein Gefühl hast, welchen Weg du gehen willst? Und das Gleiche gilt für deine aktuelle Gefühlswelt.. Man darf nicht sauer auf sich selbst oder noch trauriger sein, wenn man auf dem Glatteis hinfällt 🙂 Gib dir Zeit um "innerlich zu wachsen", bei dir bin ich mir sicher dass das klappen wird <3
firlemaedchen
Ich habe ganz aktuell einen Konflikt zwischen inneren Kind und erwachsenen Ich. Auch nicht leicht gegeneinander abzuwiegen und beiden gerecht zu werden.
ohjosephine
Wir haben ja darüber geredet und jaa, das ist wirklich nicht leicht.. Aber ich finde, wenn man sowas erkennt, ist es man schon weiter als davor, auch wenn man den Konflikt noch nicht auflösen kann 🙂