Wenn mich bis gerade eben jemand gefragt hätte, ob ich mein Leben gerne mit dem Autor von Game of Thrones (!!!!) tauschen würde, hätte ich sofort ja gesagt. In meiner Vorstellung gab es nie etwas Besseres als ein großer Schriftsteller zu sein. Man muss doch glücklich sein, wenn man ein großer Schriftsteller ist?!
Allein die Erhabenheit, etwas schreiben zu können, auf das andere Menschen gespannt warten, das sie verschlingen und lieben… Dieses Gefühl muss doch reines Glück sein!
… Wie dumm ich doch bin.
George R. R. Martin fühlt und lebt wie du und ich!
Wenn seine Lieblings-Footballmannschaft verliert, ist er schlecht gelaunt. Er freut sich über einen selbstgebackenen Geburtstagskuchen und leidet unter den Veränderungen durch die Pandemie.
Und vor allem… hasst er das Leben genauso wie du und ich. ^^
„Anyway… life is meaningless and full of pain.“
Ich glaube ich habe gerade einen guten Schritt hin zur Akzeptanz meines Scanner-Daseins getan. Denn ich habe es immer so sehr gehasst, ein Scanner zu sein, weil es mein größter Wunsch war, ein erfolgreicher Künstler zu sein. (Und das funktioniert einfach nicht wenn ich nirgends dranbleibe.)
Aber WIESO?!
Ingrid! Wenn du dich nächstes Mal verfluchst, dass du so bist wie du bist, dann frag dich: WIESO will ich ein Schriftsteller/ Fotograf/ Filmemacher sein!
Wenn es darum geht, dass mir die Tätigkeit Spaß macht: Ich kann sie auch so ausüben. Genau wie jetzt: Ich schreibe.
Wenn es darum geht, Geld zu verdienen mit seinem eigenen Hobby: Sobald man das macht, kann es gut sein, dass der Druck und die Regelmäßigkeit den Spaß zerstören.
Und wenn es darum geht, ANERKENNUNG zu erlangen!!! SIEH DIR GEORGE MARTIN AN!!! (Und sieh dir Du-weißt-schon-wen an!) Vielleicht würde er sogar gerne mit DIR tauschen!!! Anerkennung macht nicht glücklich!!!!!! Das hast du eigentlich sogar selbst schon erlebt… wie flüchtig der Segen der Anerkennung ist.
Beispiele.
- Der 50- und 800-Meter-Lauf im Gymnasium. Ich war die Beste der ganzen Klasse (sogar der Jungs!) und wurde in der Zeitung erwähnt. War ich glücklich? Ja, fünf Minuten lang. Danach habe ich vergessen, wie toll ich war und mich daran erinnert, wie miserabel es mir zuhause in meinem Zimmer geht.
- Mein Master in Psychologie. Ab und zu ein kurzes Gefühl des Stolzes. Danach wieder Selbsthass, weil ich nichts daraus mache.
- Und, etwas das mit „Kunst“ zu tun hat: Wie gut meine alten Youtube-Videos ankamen. Zum Beispiel das Video „Trying out life – Probier das Leben aus“. War mein Leben dank dieser Anerkennung auf einmal wunderbar? Nein, ich dachte nur ans nächste Video, das wieder genauso toll ankommen musste wie dieses.
Und genau so ist das wenn man das Glück in der Anerkennung sucht. Man muss es in sich suchen und in den täglichen kleinen Dingen.
Sich morgens mit einem Kaffee an den Küchentisch zu setzen, auf dem die ersten Sonnenstrahlen tanzen… und drauflos zu schreiben… Das ist Glück.
Nicht das vollendete Buch und der Ausverkauf in den Buchläden.
Ich hoffe sehr, dass ich das irgendwann verinnerlichen kann.
Angelika
Wie schön- so wahr!
Laura
Ich drücke die Daumen, mir hat es unglaublich geholfen, meine Dankbarkeit täglich zu notieren. Ich liebe es so mega, mir das alles in schlechten Tagen wieder durchzulesen.
Nur ein Satz im Bujo. Das reicht. Das sind immer so 2-4 Dinger, aber yes! es macht so einen fucking Unterschied girl!
PS: ich liebe deine Videos immer.. vllt hast du ja bald wieder Lust auf Youtube! 🙂 <3
wideeyedtree
Weise Worte, liebe Ingrid!
Aber ich kann deine ganzen Gefühle bezüglich des Scanner-Daseins schmerzlich nachvollziehen, da ich auch einer bin. Bei mir läuft es ungefähr so ab: Ich akzeptiere es und dann kommt etwas, wo ich denke „Das ist es nun, dabei bleibe ich, da baue ich mir etwas auf“ und dann gehe ich den Weg in diese Richtung bis ich wieder schmerzlich erkenne, dass das bei mir einfach nicht geht und ich muss wieder akzeptieren lernen. Ich hoffe, dass dieser Kreislauf mal in endgültiger Akzeptanz endet! Denn irgendwas in mir versucht es immer wieder und glaubt, ich könnte so wie die anderen sein. Aber es stimmt, die Erfolge sind nur kurzweilig und wichtiger ist wie man sich die meiste Zeit des Tages fühlt und dass man sich mit einer Tätigkeit wohl fühlt, egal, ob sich diese immer wieder ändert. Fühl dich umarmt! Claudia