Ich starre auf den blinkenden Strich, der darauf wartet, etwas zu tun zu kriegen. Mein Körper fühlt sich so schwer an. Er will sich einfach nur hinlegen und die Welt vergessen. Aber das geht nicht. Das geht nie.
Wir haben uns dafür entschieden, Anouk weiter zu vermitteln.
Jetzt steht dieser Satz da und ich hasse ihn.
Ich hasse mich. Und das Schicksal.
Wir hatten eine Hundepsychologin zu Besuch. Und alles was sie gesagt hat, hat nur bestätigt, dass wir nicht mehr weitermachen können. Sie sagte, dass Anouk traumatisiert ist. Dass es Jahre dauern kann, bis so ein Hund Vertrauen fasst, die Angst loslässt und sich „normaler“ verhält. Man kann lernen mit der Angst umzugehen, aber ganz wegkriegen wird man sie nicht. Es wird viele Rückschritte geben, denn bei solchen Hunden können kleine Situationen jeglichen Fortschritt zerstören (was wir ja zur Zeit schon miterleben, denn sie war schon viel weiter als jetzt). Und wie viel wir mit ihr trainieren müssten und raus müssten. Sie würde soviel Zeit beanspruchen wie ein Welpe, aber auf unbegrenzte Zeit.
Warum wir überhaupt einen Termin gemacht haben? Nein wir dachten nicht, dass sie tolle Sachen sagen wird und dass es leicht wird. Aber wir wollten wenigstens noch von jemand Professionelles hören, ob es wirklich so schwer ist mit Anouk oder ob wir vielleicht irgendwas Grundlegendes falsch machen und sie müsste gar nicht so ängstlich und verstört sein.
Vorgestern haben wir einen Text für die Vermittlung geschrieben und online gestellt. Wir haben schon eine Familie mit zwei Kindern und eine 44-jährige Frau mit einem 9-jährigen Hund, die großes Interesse haben.
Ein Teil von mir freut sich so sehr, dass Anouk vielleicht in eine ganz tolle Familie kommt, mit Menschen, die ganz neue Energie und Motivation haben. In dem Text über Anouk haben wir ALLE Probleme genauestens beschrieben und ganz klar gesagt, dass man eine starke Psyche haben muss, Zeit, Geduld, Energie und Herz.
Aber der andere Teil von mir weint unaufhörlich… Unsere Herzen sind gebrochen. Und ich weiß einfach nicht, ob es das Richtige ist, wenn es sich so schwer anfühlt. Ganz besonders Jürgen geht es unendlich schlecht und wenn ich ihn so sehe, will ich am liebsten alles abbrechen und sagen: Wir machen das schon irgendwie. Wir geben sie nicht her, denn sie ist unser Hund.
Ich will, dass das Schicksal mir sagt, was das Richtige ist. Wollte es, dass ich lerne, Situationen anzunehmen, egal wie schwer sie sind… und bedingungslos zu lieben? Oder wollte es mir zeigen, dass ich mich selbst aus Situationen befreien kann und nicht gefangen und hilflos bin? Dass es immer einen Ausweg gibt? Denn die letzten 15 Monate habe ich mich genau so gefühlt: Gefangen und hilflos.
Ich weiß es einfach nicht und nichts und niemand wird uns dabei helfen können, es zu wissen.
Die Termine mit den zwei Familien sind am kommenden Wochenende. Wir werden sehen, was dann passiert…